Mit breiter Brust zum Showdown
Tennis. Dominic Thiem kennt seine Gruppengegner für das große Saisonfinale in London. Coach Günter Bresnik sieht seinen Schützling bestens gerüstet, das Halbfinale sei daher ein logisches Ziel.
Roger Federer, Kevin Anderson und Kei Nishikori: Dieses Trio geistert durch den Kopf von Dominic Thiem. Schuld daran ist Boris Becker, der in London die Auslosung der Gruppe „Lleyton Hewitt“für die ATP World Tour Finals (Dotation: 8,5 Mio. Dollar) durchgeführt hat. Für seine dritten Finals in Folge ist Thiem nach seinem bisher besten Herbst allerdings gut gerüstet. In die Londoner O2-Arena kommt der 25-jährige Niederösterreicher mit einer 11:2-Hallenbilanz, seinem ersten Indoor-Titel (St. Petersburg) und dem Halbfinale in Paris-Bercy. Dass er in Wien Nishikori unterlegen war, Anderson in der Stadthalle siegte und Federer als Übermacht gilt, darf in dieser Betrachtung nicht unerwähnt bleiben.
Thiem ist es gelungen, sich nach zuletzt schwachen Saisonfinishs 2016 und 2017 im Herbst zu steigern. Für manche war der 4:49-Stunden-Thriller im USOpen-Viertelfinale gegen Rafael Nadal qualitativ das beste Match seiner bisherigen Karriere, dass er verloren hat, ist womöglich nur einem schlechten Angriffsball, der ins Out segelte, geschuldet. Geht es aber nach Coach Günter Bresnik, war das Highlight ein ganz anderer Auftritt. „St. Petersburg, das war das beste Turnier mit vier guten Matches“, meinte der Trainer trocken. Das Halbfinale zuletzt in Paris-Bercy besserte die magere Masters-1000-Bilanz etwas auf.
Bresnik interessieren diese Ergebnisse ohnehin nur am Rande. Ihm geht es um die Entwicklung, die Perspektive seines Schützlings. „Das sind Statistiken. Mir geht es darum, was einer mehr kann. Er serviert und retourniert besser. Der Slice und der Volley sind besser geworden, die Rückhand stabiler und aggressiver. Ich glaube, dass er auch körperlich besser dasteht“, resümierte er die Formentwicklung des elffachen Turniersiegers im Vergleich zum Vorjahr. „Der für mich auffallendste Unterschied ist der Return“, sagt Bresnik. Nichtsdestotrotz ist der Return, gerade auf der Rückhandseite, auch jener Schlag, dem es noch am meisten an Konstanz mangelt.
Am Donnerstag fliegt der Thiem-Tross nach London. Dort wartet die übliche Routine, in Sachen Quartier gibt es keine Extrawürste. Es geht direkt ins Spielerhotel, von dort werden die Protagonisten mit dem Boot in die O2-Arena gebracht. Auf der Themse geht es weitaus schneller als mit dem Auto. Über Erwartungen spricht Bresnik nicht, die Vorfreu- de ist groß. Das Halbfinale ist aber ein logisches Ziel: Vorjahressieger Grigor Dimitrow und Finalist David Goffin hätten doch auch überrascht. Doch während Dimitrow seinen Sensationstitel nicht bestätigen konnte, hat Thiem zuletzt mit Konstanz überzeugt. „Ausreißer interessieren mich nicht. Mich interessiert die Stabilität, da ist er einfach in den vergangenen drei Jahren sehr gut“, meinte Bresnik.
Thiem wird den Einzelbewerb der ATP Finals am Sonntag eröffnen. Um 15 Uhr trifft er auf Wien-Sieger Anderson. Ebenfalls bereits am Sonntag im Einsatz ist Alexander Peya mit seinem kroatischen Doppelpartner Nikola Mektic´ gegen die als Nummer zwei gesetzten Kolumbianer Juan Sebastian´ Cabal/ Robert Farah (nicht vor 19 Uhr). Der mit Mate Pavic´ (CRO) topge- setzte Steirer Oliver Marach eröffnet dann am Montag (13 Uhr) gegen die Franzosen Pierre-Hugues Herbert/Nicolas Mahut. (red.)