Die Presse

Für wen das Ergebnis eigentlich erst der Anfang ist

Schwimmen. In der Südstadt zieht die Leistungsg­ruppe 1 unter Anleitung des Ungarn Bal´azs Feh´erv´ari zweimal täglich ihre Bahnen. Es ist nicht bloß Drill, sondern Sport mit Spaß und Methode. Erste Erfolge bestätigen den Weg; ein Besuch.

- VON MARKKU DATLER

In der Schwimmhal­le des BSFZ Südstadt ticken mehrere Uhren. Die Trainer halten Stoppuhren, an der Wand läuft die Tageszeit. Doch vor der 50-MeterBahn thront eine, die für Sportler global Gültigkeit besitzt: 626 Tage waren es gestern noch bis zu den Sommerspie­len 2020 in Tokio. Die Leistungsg­ruppe 1, betreut von Trainer Balazs´ Feherv´ari,´ spult unaufhalts­am ihre Bahnen ab. „Schneller, mehr Einsatz. Ja“, die Zwischenru­fe und Erklärunge­n des ungarische­n Coaches, 51, der seit 2014 für den OSV-Verband und als Chef des Leistungsz­entrums arbeitet, sind nicht zu überhören.

Es ist ein Besuch bei 16 Schwimmern, die als vielverspr­echende Talente gelten und sich ihre Bahnen teilen. Christophe­r Rothbauer, Patrick Staber, Valentin Bayer oder Marlene Kahler und Elena Guttmann, diese Namen sollte man sich merken. Vielleicht tauchen sie bei den Spielen 2020 oder 2024 auf, Feherv´ari´ unterbrich­t diesen Ansatz sofort. „Nicht vielleicht, bei fünf bin ich mir sicher. Aber ich sage nicht, wer, das würde der Gruppe nicht guttun.“

EM-Limits wurden schon geschafft, eine Kurzbahn-WM folgt. Für die nötige Ausdauer hat er gesorgt. Kahler, 17, jedenfalls lieferte den Beweis dafür ab, dass sie nicht nur Talent, sondern auch die Gabe besitzt, für Erfolge hart zu arbeiten.

Sie gewann bei den Jugendspie­len in Buenos Aires Bronze über 400 und 800 Meter Kraul. Andere wie Staber oder Rothbauer nähern sich Rekordmark­en, für Feherv´ari´ sind es bloß Etappen. Auf die Weltspitze fehlen noch immer, da wie dort, ein paar Sekunden. Jugendmeda­illen seien jedoch erfreulich, man habe also „fünf Minuten gefeiert“, danach aber wieder trainiert. Wider die österreich­ische Mentalität, sich auf Erfolgen auszuruhen, sei für ihn jedes Ergebnis erst der Beginn. Man dürfe doch als Trainer „nie zufrieden“sein. Was würden sich denn die Athleten denken?

In der Südstadt herrschen optimale Bedingunge­n, hier ist eines von vier 50-Meter-Becken im ganzen Land zu finden. Der Ungar bittet täglich, „auch am 1. November“, ins Wasser. Die erste Session startet um 7.15 Uhr, dauert bis 9.30. Von 14.45 bis 17.15 Uhr erneut, danach geht es in die Kraftkamme­r bis 18.30 Uhr. Dazwischen wird gelernt, entspannt, davor gibt es Yoga-Übungen. Ausdauer, Kondition, Schnellkra­ft, 20 Wettkämpfe pro Jahr, Trainingsl­ager, Kurzbahn-WM in China – mit sanfter Stimme zählt er gebetsmühl­enartig das Programm auf. Was hart klingt, ist in Wahrheit harmlos: „Andere Nationen fangen doch täglich um 5.30 Uhr an.“

„Wunderkind­er“sucht Feherv´a-´ ri in Österreich keine. Ob es bald neue Siegertype­n a` la Rogan, Jukic´ oder Podoprigor­a geben wird, bleibt abzuwarten. Schwimmen könne man jedenfalls nur im Wasser lernen, hier am ehesten an der Karriere feilen. Er vertraue seinen Methoden, dann wisse er, womit jeder rechnen könne. Die Differenz zwischen Kinder- und Erwachsene­nsport sei allerdings enorm, doch auch am Übergang arbeitet Feher-´ va´ri. Täglich, denn die Uhr tickt.

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[ AFP ]

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