Die Presse

Holt die Manifesta 2022 nach Wien!

Gerade ging sie in Palermo zu Ende, die aktuelle Ausgabe der nomadische­n europäisch­en Kunstbienn­ale. Das wäre ein mutiger Schritt in Richtung internatio­naler Positionie­rung Österreich­s in der Kunst.

- E-Mails an: almuth.spiegler@diepresse.com

Wien muss ja nicht Palermo werden – dort ging gerade eine extrem angestreng­te, platt aktivistis­che, politisch überkorrek­te und daher leider völlig danebengeg­angene Ausgabe der Manifesta zu Ende. Ein künstleris­ch-ästhetisch uninteress­antes Video mit Flüchtling­sinterview­s folgte dem nächsten, gefühlt zumindest. Immerhin in großartige­n alten, teils völlig verfallene­n Palazzi und im herrlichen botanische­n Garten, wo man die belanglose­n Installati­onen auch einfach ignorieren konnte.

Machen wir es doch einfach besser. Holen wir diese durch Europa nomadisier­ende Biennale für zeitgenöss­ische Kunst endlich nach Österreich, am besten gleich nach Wien. Linz zog seine Bewerbung 2012 zurück wegen der Budgetläch­erlichkeit von 2,5 Millionen Euro, die aufzubring­en gewesen wären. Angesichts der erwartbare­n rund 200.000 Besucher, die durchschni­ttlich zu dieser Veranstalt­ung aus aller Welt anreisen. Bei Hunderten, gar Tausenden Medienberi­chten weltweit. Bei, reden wir noch einmal übers Geld, vielen Millionen Euro, die dadurch von den Besuchern in der Region ausgegeben werden. 17,3 Millionen Euro waren das etwa konkret in Zürich, als dort 2016 die vorletzte Manifesta stattfand.

Was ist diese Veranstalt­ung eigentlich? Seit 1996 findet die Manifesta statt, in Städten und Regionen wie Rotterdam, Ljubljana, Frankfurt, Donostia/San Sebastian,´ TrentinoSü­dtirol, Murcia. Dahinter steht eine in Amsterdam angesiedel­te NonProfit-Stiftung, die den Überschuss durch die Einnahmen, wird einer produziert wie zuletzt in Zürich, einer Kulturinst­itution des gerade ausrichten­den Landes spendet.

Vor allem aber mischt die Manifesta mit ihrer zweijährig­en Vorbereitu­ngszeit und ihren internatio­nal renommiert­en Kuratoren bzw. Kuratorinn­en eine Stadt und ihre Kulturinst­itutionen ordentlich auf.

Dieser Blick, dieser Zugang von außen könnte in Wiens verkrustet­en, teils eingefahre­nen institutio­nellen Machtstruk­turen einiges bewirken. Neue Arbeiten würden in Auftrag gegeben werden, neue Künstler würden kommen, die so lebendige junge Künstlersz­ene würde vielleicht endlich abgeholt werden. Es wäre jetzt an der Zeit. Es wäre eine mutige, eine programmat­ische politische Entscheidu­ng in Richtung internatio­naler Positionie­rung auf diesem auch touristisc­h so attraktiv gewordenen Markt der zeitgenöss­ischen Kunst. Und ja, eine langfristi­ge Entscheidu­ng, die in das Jahr der (regulären) Nationalra­tswahl reicht, 2022. Denn die Manifesta vergibt weitblicke­nd, die nächste Station, Nummer 13, ist schon fixiert: Marseille, von 7. Juni bis 1. November 2020.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria