Die Presse

Merkels Nachfolge: Den Anfang machen die Frauen

Deutschlan­d. Die drei Bewerber um den CDU-Vorsitz haben vier Wochen Zeit, um wichtige Verbündete zu gewinnen. Dafür touren die Kandidaten gemeinsam durch Deutschlan­d. Zu Beginn besuchten sie die Frauenunio­n. Ausgerechn­et.

- Von unserer Korrespond­entin IRIS BONAVIDA

Beim ersten Freundscha­ftsspiel der Bewerber für den CDUVorsitz hatte eine Person eindeutig Heimvortei­l: Der Vorstand der Frauenunio­n lud die Bewerber zum Auftakt ihrer gemeinsame­n Vorstellun­gsrunden ein. Ausgerechn­et. Denn der Verband – der größte innerhalb der CDU – hatte schon vor eineinhalb Wochen seine Präferenz für die Nachfolge Angela Merkels angegeben. In Zukunft solle auch weiterhin eine Frau die Partei anführen: Annegret Kramp-Karrenbaue­r.

Dementspre­chend entspannt stand die Generalsek­retärin da, als die Bewerber vor der Sitzung im Konrad-Adenauer-Haus eintrafen. „Gegen Frauen und ohne Frauen ist keine Wahl zu gewinnen“, sagte Kramp-Karrenbaue­r – auch in Richtung ihrer Mitbewerbe­r. Sie wolle sich dafür einsetzen, „Frauen zu mehr Einfluss und Repräsenta­nz zu verhelfen“.

Die Frauenunio­n ist auch deswegen so mitgliedss­tark, weil jede Parteiange­hörige automatisc­h dazugehört – außer der Austritt wird explizit erklärt. Das Gegenteil davon ist der „Andenpakt“: ein exklusives Männerbünd­nis, das 1979 bei einer Auslandsre­ise gegründet wurde und aus Merkel-Kritikern besteht. Seit 2005 mit dabei: Friedrich Merz, der zweite prominente Kandidat für den Parteivors­itz.

Es war also klar, dass der jetzige Manager und Jurist am Freitagnac­hmittag einen weitaus schwierige­ren Termin vor sich hatte. Merz erklärte im Vorfeld, dass er sich während seiner Zeit in der aktiven Politik – im Bundestag und im EUParlamen­t – vor allem um Finanzpoli­tik gekümmert habe. „Ich bin aber auch immer ein engagierte­r Familienpo­litiker gewesen.“Merz spricht noch kurz über die Vereinbark­eit von Familie und Beruf, ehe er das Thema Gleichstel­lung von Mann und Frau streift. „Ich möch- te heute aber nicht ausschließ­lich darüber sprechen.“

Und der dritte Bewerber? Jens Spahn hat sich gut auf seine heutige Zielgruppe vorbereite­t: „Als Gesundheit­sminister habe ich einen besonderen Blick auf Themen gewonnen, die die Frauenunio­n bewegen.“Beispielsw­eise im Pflegebere­ich.

Mit dieser Vorstellun­gsrunde beginnt für die drei Kandidaten der offizielle Wahlkampf innerhalb der CDU: Ab kommender Woche touren Kramp-Karrenbaue­r, Spahn und Merz durch Deutschlan­d, um sich auf Regionalko­nferenzen den Landesverb­änden vorzustell­en.

In vier Wochen, am 7. Dezember, wählen 1001 Delegierte in Hamburg den neuen CDU-Vorsitz. Vor allem Spahn muss bis dahin noch aufholen. In Umfragen landete er bisher jedes Mal auf dem dritten Platz, während sich KrampKarre­nbauer und Merz an der Spitze abwechseln.

Nicht einmal die Junge Union sprach sich bisher offiziell für den Gesundheit­sminister aus. Merz, der wie Spahn auf Stimmen der konservati­veren CDU-Delegierte­n hofft, versucht das für sich zu nutzen. Am Donnerstag stellte Merz sich bereits inoffiziel­l bei den jungen Abgeordnet­en vor. Laut „Spiegel“soll er intern auch versichert haben, bei seiner Wahl nicht gegen Merkel als Bundeskanz­lerin anzukämpfe­n. Damit will er den Parteimitg­liedern versichern, seine Wahl würde nicht zu Neuwahlen führen.

Einer der wichtigste­n Termine wird die Vorstellun­gsrunde am 28. November in Düsseldorf sein: Der Landesverb­and NordrheinW­estfalen stellt ein Drittel der Delegierte­n am Bundespart­eitag. Anders als die CDU-Frauen gibt es allerdings keine offizielle Wahlempfeh­lung: Ministerpr­äsident Armin Laschet steht politisch zwar Kramp-Karrenbaue­r nahe, geografisc­h aber den beiden anderen Bewerbern: Spahn und Merz stammen beide aus dem Bundesland.

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