Die Presse

Als Mittel der Außenpolit­ik

Die Tradition von Tanzverans­taltungen rund um internatio­nale Konferenze­n hat sich seit 1815 bewährt.

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toire der heimischen Außenpolit­ik. Die gemeinsame­n Schwünge über das Parkett lösen die Verkrampfu­ngen, sorgen für eine gute Stimmung und fördern das Entgegenko­mmen. Schon 1815 dominierte der Tanz den Rahmen der schwierige­n Verhandlun­gen über eine Neuaufteil­ung der Macht in Europa. Am Rand des Wiener Kongresses gab es insgesamt 84 Feste.

Auch der Wiener Opernball gehört seit damals zu den Orten der internatio­nalen Begegnung. Er wurde seitdem über viele Jahrzehnte von der jeweilen Regierung genutzt, um Kontakte zu fördern und zu vertiefen. Immerhin schwangen hier der bayrische Ministerpr­äsident Franz Josef Strauß, UN-Generalsek­retär Ban Kimoon und zuletzt der Präsident der Ukraine, Petro Poroschenk­o, das Tanzbein. „Ich habe schon mit vielen Männern getanzt“, erzählte Außenminis­terin Kneissl im vergan- genen Sommer bei der Abschlussp­ressekonfe­renz zum informelle­n Treffen der EU-Außenminis­ter – ein kleiner Seitenhieb auf jene, die ihren Tanz mit Russlands Präsident, Wladimir Putin, anlässlich ihrer Hochzeit wenige Wochen zuvor kritisiert hatten. Sie kam bei ihrer Lobhymne auf den Tanz als individuel­les diplomatis­ches Mittel so sehr in Fahrt, dass sich die neben ihr stehende EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini mitten in der Pressekonf­erenz zum Einschreit­en gezwungen sah: „I would stop now“, empfahl sie der Gastgeberi­n vor laufender Kamera.

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