Die Presse

Vom im Limonadenz­elt zum Eis

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Brunner legt Wert darauf, dass bei der Panier frische Eier verwendet werden und diese nicht allzu stark gemixt, sondern nur vorsichtig von Hand verrührt werden. Dass die Eier mit Milch gestreckt werden (oder Soda, wie das in manchen Rezepten empfohlen wird), ist historisch auf eine Sparmaßnah­me zurückzufü­hren, wenn nicht genug Eier vorhanden waren. Der Küchenchef empfiehlt, für vier Schnitzel vier Eier und je 300 Gramm Mehl und Brösel zu verwenden. Die Brösel sollten übrigens aus alten Kaisersemm­eln bestehen. „Diese haben einen höheren Anteil an Rinde als Gebäck aus der Kastenform.“Aus physikalis­cher Sicht ist es unerheblic­h, ob man die Schnitzel in Schweinesc­hmalz, Butterschm­alz oder geeignetem Pflanzenöl herausbäck­t. Bei Letzterem empfiehlt Gruber Maiskeimöl, da das (ebenso wie Schmalz) eine sehr hohe Rauchtempe­ratur hat, nämlich über 180 Grad. Der Küchenchef schwört aus geschmackl­ichen Gründen hingegen auf Butterschm­alz, das auch gern mit Sonnenblum­enöl vermischt werden darf. Auch bei der Frage, ob Pfanne oder Fritteuse, scheiden sich zwischen Physiker und Koch die Geister. Brunner brät seine Schnitzel nur in der Pfanne, bei 175 bis 180 Grad und pro Seite zwei bis drei Minuten (er wendet sie mit zwei Löffeln, nicht mit der Gabel!). „Wichtig ist, dass man die Pfanne schön schwenkt, damit das Butterschm­alz immer über das Schnitzel läuft.“Physiker Gruber meint hingegen, auf genau dieses permanente Bewegen könne man mit einer Fritteuse verzichten, weil das Schnitzel ohnehin von allen Seiten genug Fett abbekommt. Lang war Gefrorenes der Luxus adeliger Kinder, der in Limonadeze­lten verkauft wurde. Erst als im Lauf des 19. Jahrhunder­ts der teure Rohrzu- cker durch Rübenzu- cker ersetzt wer- den konnte, wurde es erschwingl­icher. Heute noch hat Österreich die höchste Dichte an Eissalons in Europa.

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