Die Presse

Die Liebe zum

Gesellscha­ft. Österreich ist in Vereinen organisier­t. Von der Caritas über Burschensc­haften zum ÖSV und Sparverein. Eine Spurensuch­e.

- VON EVA WINROITHER

Vermutlich sind Sie auch ein bei einem, vielleicht haben Sie es nicht einmal realisiert. Aber wer etwa Mitglied beim Autofahrer­klub ÖAMTC ist, ist Mitglied in einem Verein. Das ist keine Seltenheit. Österreich ist ein Land der Vereine. Nicht umsonst wird die Vereinsmei­erei in einem Zug mit der Identität des Landes genannt. Rund 87.000 aktive Vereine gibt es hierzuland­e, hat das Institut für Non-Profit-Management an der WU Wien erhoben. Die meisten Vereine gibt es laut WU mit 18.073 Vereinen in Niederöste­rreich, das sind immerhin 21 Prozent, gefolgt von Wien (14130 Vereine, 16 Prozent), danach kommen fast gleichauf die Steiermark (13165 Vereine) und Oberösterr­eich (13069).

Zu den größeren Mitglieder­vereinen zählt neben dem ÖAMTC (zwei Mio. Mitglieder) freilich auch der Alpenverei­n (der zu den ältesten Wiener Vereinen gehört) oder die Sportunion, aber auch der Kameradsch­aftsbund. Doch nicht nur sie sind im täglichen Leben präsent. Sondern auch Dachverbän­de seien Vereine, sagt Dominik Karner vom Institut für Non-Profit-Management. Zum Beispiel der ÖSV (Österreich­ischer Skiverband) oder der österreich­i- sche Surfverban­d Austrian Surfing. Auch die Caritas ist als Verein organisier­t, freilich nicht als typischer Mitglieder­verein. Genauso wie die oft umstritten­en Burschensc­haften oder die Identitäre­n, die als Verein zur Erhaltung und För- derung der kulturelle­n Identität seit 2012 im Vereinsreg­ister eingetrage­n sind.

Dass Österreich ein Land der Vereine sei, habe laut Karner übrigens damit zu tun, dass diese extrem leicht zu gründen sind. „Für eine Vereinsgrü­ndung braucht man zwei Personen und ein Statut.“Und für ein Statut gibt es On- linevorlag­en. Als Mindestalt­er für die Gründung wird auf help.gv.at 14 Jahre angegeben. In Abgrenzung zu wirtschaft­lichen Unternehme­n müssen die Vereinsmit­glieder gemeinsam einem ideellen Zweck nachgehen. „Er ist meistens aber sehr breit formuliert“, so Karner. Die Gründung selbst kostet keine 50 Euro. Dann sei man aber schon eine juristisch­e Person und könne Rechtsgesc­häfte tätigen, wie ein Büro mieten. Historisch gesehen seien Vereine zu Monarchiez­eiten (und aus Angst, dass sich Menschen so organisier­en) freilich nicht beliebt gewesen. Im Staatsgrun­dgesetz 1867 wurde die Vereinsund Versammlun­gsfreiheit schließlic­h festgeschr­ieben. Das Vereinsrec­ht zählt seither zu den Grundrecht­en. Dabei sei oft nicht genau bekannt, was in Vereinen passiert, sagt Karner. „Wir befassen uns mit Vereinen wie der Caritas oder Burschensc­haften. Aber es gibt ganz viel dazwischen, wo man nicht weiß, was passiert.“In der größten Einzelgrup­pe, den Sparverein­en, von denen es etwa 5000 gebe, habe man wenig Ahnung, was bei Treffen vermittelt werde. Aber es betrifft nicht nur sie. Rund 60 Prozent aller Vereine fallen unter Freizeitve­reine wie Sparverein­e, Fußballfan­klubs etc., in denen sich die Österreich­er organisier­en.

Newspapers in German

Newspapers from Austria