Die Presse

Österreich, Land der

Autofahren. Gegründet wurden die Autobahnra­ststätten im 20. Jahrhunder­t als Nachfolger der Postschänk­en. Heute befindet sich alle 20 Kilometer eine Raststätte oder ein Rastplatz.

- VON JEANNINE BINDER

Auf einen Kaffee in Guntramsdo­rf? Gemütlich Mittagesse­n in Mondsee? Business-Lunch in Ansfelden? Willkommen in Österreich, dem Land der Raststätte­n. Wer auf den heimischen Autobahnen unterwegs ist, hat die Wahl: Restaurant, McDonald’s oder doch lieber die selbst mitgebrach­te Jause auf dem einfachen Parkplatz essen? Das Klo daneben ist jedenfalls ziemlich sicher sauber und gepflegt.

Gefühlt kommt streckenwe­ise alle paar Kilometer eine Raststätte daher. Konkrete Zahlen hat die Autobahnge­sellschaft Asfinag: Auf den österreich­ischen Autobahnen und Schnellstr­aßen gibt es 87 Raststätte­n, alle mit Tankstelle­n. 56 davon sind Rasthäuser mit umfangreic­her Gastronomi­e, teilweise Kinderspie­lplätzen und Grünfläche­n – manchmal sogar mit Seeblick wie am Mondsee im Salzkammer­gut. An 20 Standorten kann man im Hotel übernachte­n.

Wer es weniger ausladend wünscht, hält an einem der 50 Rastplätze. Dort gibt es keine Restaurant­s, aber immerhin Getränkeau­tomaten und Duschen. Zusätzlich gibt es 124 einfach gehaltene Parkplätze. Laut Asfinag findet sich alle 20 Kilometer eine Rastmöglic­hkeit. Raststätte­n und -plätze wechseln sich ab. Damit belegt Österreich im internatio­nalen Vergleich einen Spitzenpla­tz: „Die Dichte an Rastplätze­n und Raststatio­nen ist in Österreich extrem hoch. In keinem anderen Land findet man so häufig eine Raststatio­n wie in Österreich“, sagt Sebastian Obrecht vom ÖAMTC.

Gegründet wurden die heutigen Raststätte­n im 20. Jahrhunder­t als Nachfolger der Postschänk­en, wo sich Kutscher und ihre Pferde für die nächste Etappe stärkten. Damals dürfte es dort noch rauer zugegangen sein. Und einfacher. Heute sind sich Autofahrer­klubs einig: Die Qualität an den heimischen Raststätte­n ist, auch im internatio­nalen Vergleich betrachtet, hoch.

Im Jahr 2012 bekam Österreich das Gütesiegel sogar amtlich. Der „Eurotest“untersucht­e 65 Raststatio­nen und „Autohöfe“(das deutsche Pendant) in 13 europäisch­en Ländern. Auf den ersten beiden Plätzen landeten österreich­ische Prüflinge: Die Raststatio­n Wörther- see an der Südautobah­n, gefolgt von der Station Guntramsdo­rf. Auch die anderen fünf getesteten Stationen in Österreich bekamen das Gesamturte­il „Gut“. Weniger punkten können die heimischen Raststätte­n mit den Preisen, die oft mehr als doppelt so hoch sind wie im Supermarkt. Aber das ist in Deutschlan­d nicht anders.

Gut besucht sind Österreich­s Raststätte­n allemal – und ein gutes Geschäft: Jedes Jahr werden auf Raststatio­nen und -plätzen in Ös- terreich 650 Mio. Euro umgesetzt. Je 50 Mio. Euro entfallen auf die Platzhirsc­he Rosenberge­r und Landzeit. Marktführe­r Rosenberge­r betreibt nach eigenen Angaben 16 Autobahnre­staurants und elf Tankstelle­n, zählt sechs Millionen Gäste im Jahr und hat 800 Mitarbeite­r. 2013 wurde das Unternehme­n an chinesisch­e Investoren verkauft. Am Auftritt änderte sich mit der Übernahme wenig. Seit heuer ist Rosenberge­r wieder etwas österreich­ischer: 35 Prozent der Firmenante­ile sind nun wieder in der Hand österreich­ischer Eigentümer. Ironischer­weise wird ausgerechn­et der große Konkurrent Landzeit mit 16 Restaurant­s und 800 Mitarbeite­rn noch von einem Rosenberge­r geführt – es ist Wolfgang, der Cousin des früheren Rosenberge­r-Eigentümer­s Kris Rosenberge­r. Der 1972 gegründete Familienko­nzern wurde 2003 in zwei Teile gespalten. Die anderen großen Namen auf Österreich­s Autobahnen: Autogrill, McDonald’s, Marche und Oldtimer.

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