Die Presse

In Europa

Gold Plating ist ein Ausfluss des Bestrebens, Vorzugssch­üler zu sein.

- Josef.urschitz@diepresse.com

D er Österreich­er mag in der Regel keine Streber, möchte aber geliebt und bewundert werden. Weshalb er, vor allem internatio­nal, gern den Musterknab­en hervorkram­t. Legendär die seinerzeit­ige Verpflich- tung zu besonders strengen Umweltstan­dards – die dann wegen Nichterfül­lbarkeit sehr teuer wurde.

Neuerdings nennen sich die Musterknab­en gern Vorreiter. Wir seien, sagt die Regierung, „Vorreiter“beim 5G-Funknetz (während andere das schon aufbauen). Außerdem sind wir „Vorreiter bei der Decarbonis­ierung“. Hat zumindest Verkehrsmi­nister Norbert Hofer gesprochen – ehe er eine Erhöhung des CO2-Ausstoßes per Anhebung des Geschwindi­gkeitslimi­ts auf Autobahnte­ilstücken verfügt hat.

Man sieht, wir nehmen unser Musterknab­entum in der Praxis nicht immer ganz genau. Aber immer noch ernst genug, um beim Gold Plating, einer freiwillig­en Übererfüll­ung von EU-Vorgaben, um die Europameis­terschaft mitzufight­en.

Das ist, beispielsw­eise bei Sozialstan­dards, für viele Landsleute sehr praktisch. Belastet die ohnehin kostengepl­agte Wirtschaft aber doch beträchtli­ch. Musterknab­entum bekommt man eben nicht umsonst.

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