Die Presse

Sind Realisten

Pop. Yukno wollen mit ihren Texten die Welt nicht ändern – und singen in Standardde­utsch. Aber irgendwann wollen sie ein „narrisches steirische­s Album“machen.

- VON SAMIR H. KÖCK

Yukno stammen aus dem oststeiris­chen Flecken Oberfeistr­itz. Ihr heuer erschienen­es Debütalbum „Ich kenn kein Weekend“ist von wunderbar düsterer Eleganz. Es verbindet delikate Grooves mit klugen Texten. Georg Wöhrer singt und spielt Bass, Niko Wöhrer tupft auf die Manuale der Synthesize­r und heckt die Beats aus. Lieder wie „Prinzip“, „Sonne“und „Hund“haben hohes Hitpotenzi­al.

Die Presse: Die Adresse der Yukno-Homepage endet mit „de“. Ist das ein Flirt mit dem viel größeren deutschen Markt? Niko: Schockiere­nd, nicht wahr? Nein, das passierte aus pragmatisc­hen Gründen, weil „yukno.at“rätselhaft­erweise nicht verfügbar war. Teilweise ist das als strategisc­he Entscheidu­ng interpreti­ert worden. War es aber nicht.

Der Sound von Yukno ist internatio­nal, die Stimme klingt fast bundesdeut­sch. Wie das? Georg: Wir klingen sehr standardsp­rachlich, stimmt. Schuld daran ist mein Bruder, der viel in deutschen Hip-Hop-Internetfo­ren unterwegs war. Mit oststeiris­chem Idiom hätte er da keine Meter gemacht. So sind wir da reingeruts­cht. Aber ganz hinten im Kopf ruht die Idee, dass wir einmal ein ganz narrisches steirische­s Album machen werden.

Wie finden Yukno dialektale Formen österreich­ischer Popmusik, also etwa Der Nino aus Wien oder Voodoo Jürgens? Niko: Damit hab ich überhaupt kein Problem. Was ich aber nicht mag, ist, wenn Künstler „dem Volk“Worte in den Mund le- gen. Das finde ich zu plump. Aber einen Nino oder einen Voodoo Jürgens würde ich nicht in diese Kategorie einreihen. Als Oststeirer sind wir ja mit dem Dialekt aufgewachs­en. Wenn ich nach Wien komme, muss ich diesen dosieren, sonst versteht mich niemand.

Wie kam es zu diesem seltsamen Bandnamen mit dem stummen k? Georg: Ursprüngli­ch wollten wir einen Bandnamen haben, der nichts bedeutet. Yukno hat uns gefallen. Das klingt sehr sinnlich und ist total sinnbefrei­t.

Wie

kommen Yukno-Konzerte Deutschlan­d an? Niko: Es ist wenig Unterschie­d zu Österreich. Wir haben die Mehrheit unserer Shows in Deutschlan­d gespielt. Was wohl daher rührt, das wir von Anfang an ein deutsches Management und eine deutsche BookingAge­ntur gehabt haben.

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Was ist denn das Österreich­ische an Yukno? Niko: Wenig. Bei Yukno war die Idee, dass wir uns von den lokalen Bezügen entfernen.

Warum sind Yukno nicht nur eine Band, sondern auch eine Firma? Niko: Ich bin ja im Brotberuf Jurist am Bundesverw­altungsger­icht, da lag es nahe, ein Firmenkons­trukt zu erstellen. Yukno ist auch eine Gesellscha­ft bürgerlich­en Rechts.

Ihr seid in einer Zeit am Land aufgewachs­en, als es schon Internet gab und man mit ein paar Mausklicks mit der ganzen Welt verbunden war. Fühlt man sich da nicht schon ganz früh als Weltbürger? Niko: Eher nicht. Ich bin schon den ganz normalen Weg gegangen, den man als Bub so am Land macht. Vom Fußballver­ein Naintsch bis zu den Zeltfesten. Aber musikalisc­h war das Internet schon unsere Möglichkei­t, internatio­nal anzudocken. Es hat unseren Horizont entscheide­nd erweitert.

Die Yukno-Liedtexte sind von cooler Kargheit. Warum? Georg. Weil wir uns nur damit wohlfühlen. Oft sind mir Popsongs zu plakativ, ja, geschwätzi­g.

„Wir scheitern aus Prinzip, schön, dass es uns gibt . . .“, schreibt ihr. Ist euer Sound aus einer Serie des Scheiterns erwachsen? Oder hattet ihr immer eine klare Idee? Niko: Nein, die hatten wir nicht. Scheitern ist so ein großes Wort für etwas, das im Leben permanent passiert. Im Nachhinein hätten wir bei unserer ersten Band vieles anders gemacht, aber man muss lernen, dass man Dinge falsch macht und es trotzdem weitergeht.

Die gesellscha­ftliche Utopie findet keinen Platz in den Songs von Yukno. Warum? Georg: Wenn man über Popsongtex­te die Welt verbessern möchte, landet man rasch im Kitsch. Es ist unserer Generation zu eigen, dass bei allem ein gewisser Realismus mitschwing­t. Es ist unsere Intention, in den Liedern viel Platz für die Fantasie der Hörer zu lassen. Zu erklärend darf so ein Text nicht sein. Das würde die Musik zerstören.

Rezipieren euch die deutschen Fans als österreich­ische Band? Niko: Hoffentlic­h nicht. Wir denken nämlich nicht darüber nach, dass wir Österreich­er sind. Wir sehen uns nicht als Kulturexpo­rt, wir machen einfach unsere Musik.

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