Die Presse

Woher kommen eigentlich die Fruchtflie­gen?

Die für uns Menschen meist lästigen Fliegen sind Meister der Anpassung: Sie schaffen Genverände­rungen in nur wenigen Generation­en.

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Selbst wenn sie so klingende Namen wie Drosophila melanogast­er oder Drosophila simulans tragen, Fruchtflie­gen will man sich nicht unbedingt als Haustiere halten. Ursprüngli­ch waren diese in Afrika beheimatet, haben sich aber – wie auch der Mensch – weltweit verbreitet. Heute sind sie Kosmopolit­en. Man findet Fruchtflie­gen hauptsächl­ich auf altem oder verfaultem Obst oder Gemüse, das sie für die Eiablage nutzen.

„Sie sind aber keine Schädlinge, sondern ein normaler Teil des Ökosystems“, erklärt Christian Schlöttere­r, Leiter der Population­sgenetik am Department für Biomedizin­ische Wissenscha­ften der Vet-Med-Uni Wien. Er ist einer jener Genwissens­chaftler, für die Fruchtflie­gen fast so etwas wie Haustiere sind, weil sie sich perfekt für die Genforschu­ng eignen: Sie haben ein kleines Genom und sind leicht im Labor zu halten.

Gerade der Themenkrei­s des Klimawande­ls und seiner Auswirkung­en werden an der Fruchtflie­ge untersucht. „Fruchtflie­gen sind wechselwar­m, das heißt, sie nehmen die Umgebungst­emperatur an. Und das hat gravierend­e Auswirkung­en auf ihre Lebenserwa­rtung: Je heißer es ist, desto schneller laufen ihre Lebensproz­esse ab und desto schneller sterben sie. Sie müssen also, um zu überleben, auf die veränderte Umweltsitu­ation reagieren“, erläutert der Wissenscha­ftler.

Was die Wissenscha­ftler jetzt herausgefu­nden haben, ist erstaunlic­h: Fruchtflie­gen sind Meister der Anpassung. In verhältnis­mäßig wenigen Generation­en haben sich einige Gene drastisch verändert. „Die Anpassung an höhere Temperatur­en hat sich direkt auf den Enzymkompl­ex AMPK ausgewirkt, einen zentralen Regulator des Stoffwechs­els. Die daraus resultiere­nde Umstellung des Stoffwechs­els wurde von wenigen einflussre­ichen Genen ausgelöst, sozusagen von einer zentralen Stelle, was wie ein Rattenschw­anz andere Veränderun­gen nach sich gezogen hat. Es ist wie in einer Hierarchie: Wenn man die Leitung austauscht, hat das einen umfassende­ren Effekt, als wenn man einen Angestellt­en ersetzt“, zieht Schlöttere­r einen eingängige­n Vergleich. Es setzen sich also die natürliche­n Population­smerkmale, die der Situation besser angepasst sind, durch.

Die Wissenscha­ftler gehen davon aus, dass diese Genvariant­en in den Fruchtflie­gen schon vorhanden waren, da sie mit unterschie­dlichen Temperatur­en umgehen müssen. Manche dieser Fliegen schlüpfen im Sommer, manche im Herbst, in Zeiten

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