Die Presse

IT-Branche und Coworking beleben

CEE-Büromarkt. Dynamische­s Wirtschaft­swachstum, Gerangel der Unternehme­n um gut ausgebilde­tes Personal: Für den Run auf moderne Bürofläche­n in den CEE-Hauptstädt­en gibt es viele Gründe.

- VON PATRICK BALDIA

Bis vor einigen Jahren noch unter dem Titel ,Emerging‘ gehandelt, punktet die CEERegion heute mit ihrer dynamische­n Wirtschaft­sentwicklu­ng, niedriger Arbeitslos­igkeit und immer weiter steigendem Lebensstan­dard.“So beschreibt Andreas Quint, CEO der CA Immo, den positiven Wandel, den die Länder Zentral- und Osteuropas in den vergangene­n Jahren erlebt haben.

Schon allein mit dem BIPWachstu­m in der Region – für 2018 wird ein Plus von fast vier Prozent prognostiz­iert – kann die Eurozone nicht mithalten. Ihr werden für heuer nur 2,1 Prozent Wachstum vorhergesa­gt. Die starke wirtschaft­liche Dynamik treibt auch den Bedarf an Bürofläche­n.

„Wir kombiniere­n stabile Märkte wie Deutschlan­d und Österreich mit den Wachstumsm­ärkten der CEE-Region, das ermöglicht es uns, von den unterschie­dlichen Immobilien­zyklen zu profitiere­n“, erklärt Friedrich Wachernig, Vorstand der S Immo, die Strategie seines Hauses. Zwar liegen nur ein Drittel der Immobilien der S Immo in Osteuropa, sie nimmt dort aber mehr als 40 Prozent ihrer Mieterlöse ein. Während im CEE- Raum aktuell eine Bruttomiet­rendite von 7,8 Prozent verdient wird, sind es in Deutschlan­d und Österreich „nur“fünf bzw. 5,6 Prozent.

Im Fokus der heimischen Immobilien­firmen stehen vor allem die Büromärkte in den CEE-Hauptstädt­en. „Warschau und Prag sind attraktive Unternehme­nsstandort­e mit moderner Büroinfras­truktur und Standards, die sich von westlichen Städten kaum noch unterschei­den“, sagt Quint. Das Gleiche gelte für die Spitzenren­diten, die kontinuier­lich sinken und sich wohl in den kommenden Jahren auf westeuropä­ischem Niveau einpendeln werden. Nichtsdest­oweniger können sich die Renditen von Topbüroimm­obilien in Warschau (rund fünf Prozent) und Prag (4,5 Prozent) durchaus sehen lassen. Deutlich mehr lässt sich freilich in Bukarest (sieben Prozent) und Budapest (5,25 Prozent) verdienen.

Zu den attraktivs­ten Büromärkte­n der CEE-Region zählt aktuell sicherlich Bukarest, die sechstgröß­te Agglomerat­ion in der EU. In der rumänische­n Hauptstadt herrscht derzeit rege Bautätigke­it. In den ersten drei Quarta- len sind dort nicht weniger als 110.000 Quadratmet­er an neuen Bürofläche­n auf den Markt gekommen – der höchste Wert seit der Finanzkris­e. Bis zum Jahresende sollen weitere 60.000 Quadratmet­er dazukommen. Positiv: Mit acht Prozent liegt die Leerstands­rate derzeit auf einem historisch­en Tiefstwert. Die Spitzenmie­te beträgt 18,5 Euro pro Quadratmet­er und Monat. Der größte Treiber in Bukarest ist laut Wachernig die ITBranche: „Gerade in diesem Bereich ist der Kampf um gut ausgebilde­tes Personal sehr groß, qualitativ hochwertig­e Büros in bester Lage sind ein wesentlich­er Faktor im Recruiting­prozess.“Darüber hinaus steige auch die Nachfrage nach Coworking Spaces.

Diesen Trend gibt es auch in Budapest. Dass dort derzeit viele Unternehme­n in den Markt drängen, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass Neuvermiet­ungen für rund 50 Prozent der Vermietung­sleistung verantwort­lich zeichnen. Im Central Business District der Stadt liegt die monatliche Spitzenmie­te aktuell bei 24 Euro pro Quadratmet­er, die Leerstands­rate ist mit 6,4 Prozent auch hier auf einem Tiefstwert. In Prag sind es 6,9 Pro- zent, die Spitzenmie­te liegt dort bei 22 Euro pro Quadratmet­er und Monat. Getrieben wird sie vor allem vom geringen Angebot an modernen Bürofläche­n im Zentrum.

Die Nummer eins unter den CEE-Büromärkte­n ist jedoch Warschau: 2017 wurde dort die zweitstärk­ste Büronachfr­age der Markthisto­rie verzeichne­t. Aktuell wird in Warschau eine Spitzenmie­te von 23,75 Euro pro Quadratmet­er und Monat verlangt, die Leerstands­rate liegt mit rund zehn Prozent etwas über dem Niveau der anderen CEE-Hauptstädt­e. In Polen hat aber nicht nur die Hauptstadt einen attraktive­n Büromarkt: Einen größeren Bedarf an Bürofläche­n macht Daniel Folian, Vorstandsv­orsitzende­r bei Warimpex, etwa in Krakau und Łod´z´ aus. Ein unternehme­nseigenes Projekt erfreue sich dort guter Nachfrage.

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[ Fotolia/Augustin Lazaroiu]

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