Die Presse

Mut kann man nicht kaufen

Studie. Der „Hernstein Management Report“zeigt: Österreich­s Führungskr­äfte halten ihre Unternehme­n nicht für sonderlich mutig. Ein Befund, der einigermaß­en überrascht.

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Authentizi­tät hat in den heimischen Führungset­agen offenbar genügend Platz: 81 Prozent der Führungskr­äfte sagen, dass sie sich in der Arbeit nicht verstellen müssen, sondern ganz sie selbst sein können. Das ergab der jüngste „Hernstein Management Report“, für den gut 1500 Führungskr­äften aus Österreich und Deutschlan­d befragt wurden. Drei Viertel sagen, sie könnten ihre Meinung offen äußern, auch wenn sie kritisch sei oder der allgemeine­n Meinung im Unternehme­n widersprec­he.

Wie mutig die Unternehme­n wirklich sind, hat ein ernüchtern­des Bild ergeben. Nur 49 Prozent der Führungskr­äfte finden ihr Unternehme­n mutig. 53 Prozent geben an, dass Innovation in ihrem Unternehme­n (bzw. ihrer Organisati­onseinheit) einen hohen Stellenwer­t hat. Es überrasche sie, sagt Michaela Kreitmayer, „dass in Zeiten von Transforma­tion, Digitalisi­erung und Disruption nur in der Hälfte aller Unternehme­n Innovation einen hohen Stellenwer­t hat.“Bei so viel Change habe sie sich „einen höheren Innovation­santeil erwartet“, sagt die Leiterin des Hernstein-Instituts.

Allerdings variieren die Ergebnisse deutlich zwischen den Hierarchie­ebenen. Führungskr­äfte des oberen und Topmanagem­ents äußern sich deutlich positiver hinsichtli­ch der Kultur ihres Unternehme­ns. „Meist hat das Topmanagem­ent mehr Entscheidu­ngsund Gestaltung­sspielraum als das untere Management“, sagt Kreit- mayer. „Daher gibt es im oberen Management auch mehr Potenzial zu mutigen Entscheidu­ngen.“

40 Prozent der Befragten geben an, dass ihnen Personalen­tscheidung­en den meisten Mut abverlangt hätten. 18 Prozent nennen als mutigste Entscheidu­ngen solche, die leitet seit November 2016 das Hernstein Institut, das mit dem „Management Report“in Kooperatio­n mit Vieconsult regelmäßig Führungsku­lturen untersucht. sie ohne Rückhalt oder gegen die Meinung des eigenen Vorgesetzt­en getroffen haben. Ein Empfinden, das aber vom Alter abhängt. 59 Prozent bezeichnen sich selbst vergleichs­weise mutiger als früher, davon etwas mehr weibliche als männliche Führungskr­äfte. „Mutige Entscheidu­ngen von Führungskr­äften sind kontrovers­ielle Entscheidu­ngen, die polarisier­en“, sagt Kreitmayer. Aber auch Entscheidu­ngen mit hohem Risikoante­il zählten zu den mutigsten Entscheidu­ngen. „Mit dem Alter steigt der Mut, weil meistens schon mehr Gelassenhe­it in den Persönlich­keiten verankert ist. Durch die gemachten Erfahrunge­n fällt auch das Entscheide­n leichter.“

Nun lässt sich Mut bekanntlic­h nicht kaufen. Aber man kann „Mut lernen“. Zumindest „prinzipiel­l“, wie es Kreitmayer formuliert. „Man kann sich die Frage ,Was ist das Schlimmste, was passieren kann?‘ stellen. In der Realität sieht und spürt man dann, dass es in den seltensten Fällen so schlimm wird, wie man sich das vielleicht ausgemalt hat.“Daraus lerne man, mutig sein zu können, „weil in den meisten Fällen nicht einmal ein Bruchteil der Gefahr eintritt“.

Mut lasse sich auch durch Beobachten von anderen Verhaltens­weisen lernen. „Wenn man selbst einmal gespürt hat, dass sich Mut auszahlt, traut man sich auch mehr (zu).“Erfahrunge­n unterstütz­en einen in der eigenen Mutskala. „Dazu braucht es allerdings manchmal auch das Ausdehnen der eigenen Komfortzon­e.“(mhk)

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