EZB-Vizechef sorgt sich um Italiens Schuldenberg
Anleger rechnen immer weniger mit einer baldigen Zinserhöhung der EZB.
Frankfurt/Rom. Der Konflikt um die Budgetpläne der italienischen Regierung treibt die Europäische Zentralbank (EZB) um. In Europa gebe es wieder Sorgen hinsichtlich der Tragfähigkeit der Schulden von Staaten und Privatwirtschaft, sagte EZB-Vizechef Luis de Guindos am Montag auf einer Finanzkonferenz in Frankfurt. „Was die öffentlichen Finanzen angeht, ist Italien gegenwärtig der prominenteste Fall.“Er verwies auf den Schuldenberg des Landes und die politischen Spannungen rund um die Haushaltsvorhaben der italienischen Regierung.
Italien ist nach Griechenland das am höchsten verschuldete Euroland mit einer Quote von mehr als 130 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das ist mehr als doppelt so hoch wie nach EU-Regeln erlaubt.
Dennoch will die Regierung in Rom das Wachstum unter anderem mit Steuersenkungen und höheren Sozialausgaben ankurbeln. Die EU-Kommission hat die Pläne zurückgewiesen und der italienischen Regierung Zeit bis zum heutigen Dienstag eingeräumt, um Änderungen vorzulegen. Experten rechnen allerdings nicht mit einem größeren Entgegenkommen Roms.
Zugleich wird es immer unwahrscheinlicher, dass die Europäische Zentralbank (EZB) in absehbarer Zeit die Leitzinsen erhöhen wird. „Es wird zunehmend infrage gestellt, dass es bald eine Zinserhöhung geben wird“, sagte Devisenanalyst Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Das liege vor allem am Krisenherd Italien. Zu hoffen, dass sich die Sorgen um Italien bald in Luft auflösten, wäre „utopisch“, sagte der Commerzbank-Analyst.