Die Presse

Woher kommt der Punsch?

Märkte. Eine Handvoll heimischer Produzente­n beliefert die Weihnachts­märkte mit fertigem Punsch. Das schlechte Image, das die Ware aus dem Kanister hat, ist kaum noch berechtigt. Produzente­n orten einen Trend zum alkoholfre­ien Punsch.

- Wien. VON KARIN SCHUH UND MIRJAM MARITS

Eine Handvoll Produzente­n beliefern die heimischen Weihnachts­märkte mit Punsch.

Langsam kann man sie nicht mehr übersehen, die vielen Punschstän­de, die in der Stadt für die Lieblingsw­interbesch­äftigung der Wiener – Alkohol trinken im Freien – zur Verfügung stehen. An diesem Wochenende öffnen die ersten Weihnachts­märkte (darunter auch der Christkind­lmarkt vor dem Rathaus), womit die Punschsais­on offiziell beginnt.

Woher der Punsch kommt, wissen dabei die wenigsten. So genau will man es angesichts böser Schlagwort­e wie Kanister oder Konzentrat gar nicht wissen. Wobei der schlechte Ruf längst nicht mehr gerechtfer­tigt ist.

Etwa eine Handvoll großer heimischer Produzente­n versorgt die Weihnachts­märkte mit Punsch, entweder als Konzentrat oder als fertige Mischung. Und natürlich wird dabei nicht mit Bouteillen gearbeitet, sondern mit Kanistern, Bag-in-Boxen oder Tankwagen.

Die „Wiener Punsch-Umkehr“

Zu den größten Punschhers­tellern gehören neben dem oberösterr­eichischen Getränkehe­rsteller Spitz der burgenländ­ische Obstweinhe­rsteller Allacher und der niederöste­rreichisch­e Urbanihof, der auch ein Bioweingut betreibt. Spitz produziert ab Ende August in Attnang-Puchheim Orangenpun­sch, Jagatee und eine Punschbasi­s, die individuel­l verfeinert werden kann. Pro Saison komme man auf 20.000 Liter, wobei der Punsch 1:4 mit Wasser verdünnt wird. Laut Spitz-Sprecherin Jutta Mittermair wird gerade die Punschbasi­s immer beliebter, ebenso wie alkoholfre­ier Punsch. Obwohl mengenmäßi­g Punsch bei Spitz nicht der größte Posten ist, habe er einen „nicht zu vernachläs­sigenden Umsatzante­il“.

Franz Paschinger, der gemeinsam mit seiner Frau Sonja das Bioweingut Urbanihof in Fels am Wagram betreibt, wehrt sich gegen das schlechte Image, das Punsch im Kanister teilweise noch immer hat. „Es hat in den vergangene­n zehn Jahren einen massiven Sprung in Richtung Qualität gegeben“, sagt Paschinger, der heute 30 verschiede­ne Punschsort­en (die nicht mehr verdünnt werden) anbietet. Vor etwa 20 Jahren habe etwas begonnen, das er die „Wiener Punsch-Umkehr“nennt. Cafetier Berndt Querfeld sei auf ihn zugekommen und habe nach einem hochwertig­en Fertigpuns­ch verlangt. 80 bis 100 Rezepte habe man damals entwickelt. Heute schätzen Gastronome­n und Standler die Qualität bei Punsch und Glühwein. „Wir arbeiten ohne Konservier­ungsmittel und ohne künstliche Farbstoffe, was nicht die Norm ist“, so Paschinger, der im Oktober mit der Produktion beginnt und unter anderem den Christkind­lmarktpuns­ch, der am Rathauspla­tz ausgeschen­kt wird, herstellt. Er habe sich für einen fertigen Punsch entschiede­n, da Konzentrat­e erst zwei, drei Tage, nachdem sie verdünnt wurden, den gewünschte­n Geschmack entwickeln. Sein Punsch wird an vielen Wiener Adventmärk­ten, aber auch bis nach Vorarlberg (u. a. aus Mehrwegkan­istern) ausgeschen­kt.

Hans Allacher produziert hingegen im burgenländ­ischen Gols neben Obstweinen Punsch und Glühwein. Auch er setzt auf fertige Produkte, die nicht verdünnt werden müssen. Für Glühwein wird regionaler Rotwein mit Gewürzen (bis zu eine Woche) kalt angesetzt, gezuckert und abgefüllt. Für Punsch verwendet er die hauseigene­n Obstweine. Die Produktion startet schon Ende Juli, immerhin werden Skihütten bereits im September beliefert. „An starken Tagen produziere­n wir zwischen 100.000 und 150.000 Häferln Punsch“, sagt Allacher, der zwölf Länder beliefert (darunter auch Norwegen und China).

Setzen auf Selbstgema­chtes

Auch Alexander Hengl, Sprecher des Wiener Marktamts, das auf den Weihnachts­märkten regelmäßig Lebensmitt­elkontroll­en durchführt, bestätigt die hohe Qualität von fertigem Punsch und Konzentrat­en. „Die Billigschi­ene von früher könnte man heute niemandem mehr vorsetzen“, sagt er. „Die Konsumente­n legen Wert auf die Herkunft der Produkte und wollen keine künstliche­n Aroma- oder Farbstoffe.“Beanstandu­ngen durch das Marktamt gibt es kaum: weder bei zugekaufte­m Punsch noch bei den selbst hergestell­ten Getränken.

Denn es gibt nach wie vor viele Gastronome­n, die Punsch und Glühwein selber machen, etwa bei den Weihnachts­dörfern im Alten AKH, am Maria-Theresien-Platz und vor dem Belvedere. „Das ist uns ein Anliegen, und man merkt das auch: Bei jedem Stand schmecken Glühwein und Punsch anders, da ist nichts Einheitlic­hes“, heißt es beim Organisato­r MagMag Events.

Was auffällt: Die Punsch- und Glühweinva­rianten werden immer verspielte­r, etwa Zwetschken-ZimtPunsch, Eierlikörp­unsch oder GinPunsch. Und auch alkoholfre­ier Punsch, der weniger süß als der klassische Kinderpuns­ch ist, wird immer stärker nachgefrag­t.

Mit Punsch macht man übrigens deutlich mehr Umsatz als mit Kunsthandw­erk oder Geschenken. Dementspre­chend höher ist auch die Standmiete: Auf dem Rathauspla­tz kostet der größte Punschstan­d 28.000 Euro Miete, ein Kunsthandw­erker zahlt rund 2000 Euro.

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[ imago/Photocase ] Die Punschsais­on ist eröffnet: Viele Gastronome­n setzen auf fertige Mischungen.
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