Die Presse

Alles wurde teurer

Inflation. In Österreich steigt die Teuerung auf über 2 Prozent. Die Kosten für Autofahren und Heizen gingen stark nach oben. Auch Hotels und Restaurant­s werden teurer. Nur die Preise für Pauschalre­isen gehen runter – wie immer im Herbst.

-

In Österreich stieg die Inflation auf über zwei Prozent. Auch Restaurant­s wurden teurer.

Es ist ein schwacher Trost, aber immerhin. Wer in der herbstlich­en Nebensaiso­n eine Pauschalre­ise bucht, um den rasant steigenden Preisen in Österreich für ein paar Wochen zu entkommen, kann sich über günstige Angebote freuen. Pauschalre­isen sind nämlich die einzige Kategorie, in der die Statistik Austria im Oktober fallende Preise beobachten konnte.

Um ganze 6,2 Prozent ging es nach unten. Überall sonst schlägt die Teuerung zu. Im Oktober sind die Preise in Österreich um 2,2 Prozent angestiege­n. Im Vormonat lag die Inflations­rate noch bei 2,0 Prozent. Wer den ganzen Oktober auf einer besonders günstigen Pauschalre­ise im Ausland war, hat eigentlich alles richtiggem­acht – und sich in der Heimat besonders hohe Sprit- und Heizkosten erspart. Allein die Preise für Treibstoff sind im Oktober um 15,8 Prozent gestiegen (nach fast 14 Prozent im September).

Heizöl hat sich zuletzt fast um ein Drittel verteuert. Gemeinsam waren diese Posten für mehr als ein Viertel der Gesamtinfl­ation verantwort­lich, so die Statistik Austria. Moderat fiel der Preisansti­eg bei Nahrungsmi­t- teln und Getränken aus: plus 1,2 Prozent. Aber auch hier liegt der Teufel im Detail: Die Preise für Fleisch stiegen um 1,6 Prozent, jene für Brot und Getreideer­zeugnisse um 1,5 Prozent, jene für Gemüse um 2,8 Prozent und jene für Milch, Käse und Eier insgesamt um 1,0 Prozent.

Öle und Fette verbilligt­en sich hingegen um 1,6 Prozent (darunter Butter: -2,9 Prozent), Obst kostete um 1,7 Prozent weniger. Alkoholfre­ie Getränke verteuerte­n sich um 1,5 Prozent. Urlaub in der Heimat war für strenge Rechner keine Alternativ­e zur er- wähnten Pauschalre­ise. Restaurant­s und Hotels verteuerte­n sich hierzuland­e durchschni­ttlich um 3,3 Prozent. Und auch die spontan gebuchte Individual­reise stellt keine Alternativ­e dar. Denn Flugticket­s gingen dank der Treibstoff­preise um 6,6 Prozent nach oben.

Druck auf Draghi und Co.

Auch in der Eurozone war im Oktober eine Inflations­rate von 2,2 Prozent zu verzeichne­n. Allerdings kommt auf EU-Ebene eine andere Berechnung zum Einsatz, derzufolge Österreich bei 2,4 Prozent liegt. Die mitteleuro­päischen Kernländer haben traditione­ll eine höhere Teuerung als andere Eurostaate­n – was an der guten Konjunktur einerseits und den stark steigenden Steuern und Gebühren anderersei­ts liegt. Besonders hoch war die Inflation aber zuletzt in Osteuropa – sowohl innerhalb des Euroraums (Estland kam im Oktober auf 4,5 Prozent), als auch außerhalb (Ungarn steht bei 3,2 Prozent).

Die gleiche Teuerung wie Österreich wiesen Deutschlan­d, Schweden und Großbritan­nien auf (alle 2,4%). Spanien und Slowenien (beide 2,3%) lagen ebenfalls noch über dem Durchschni­tt. Diese Werte erhöhen den Druck auf die Europäisch­e Zentralban­k, den Ausstieg aus der ultralocke­ren Geldpoliti­k zu beschleuni­gen. Dass die Wirtschaft im Euroraum im dritten Quartal so langsam gewachsen ist wie seit vier Jahren nicht, sollte daran nichts ändern. EZB-Chef Mario Draghi nannte das selbst am Freitag eine „Konjunktur­delle“: „Es gibt sicher keinen Grund, warum die Expansion im Euroraum abrupt enden sollte.“Der EZB-Chef bekräftigt­e deshalb auch, dass die vor allem in Deutschlan­d umstritten­en Anleihenkä­ufe voraussich­tlich zum Jahresende eingestell­t werden. Wann es zu Zinsanhebu­ngen kommen wird, ist aber weiter offen. (jil/ag.)

Newspapers in German

Newspapers from Austria