Die Presse

Nadeln im Heuhaufen

- VON MIRJAM MARITS E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

Oft

plagen einen große Fragen: Wie ist das Universum entstanden? Woher kommen wir? Ist es noch zu früh für eine Weihnachts­kolumne? Als Last-minuteGesc­henkebesor­gerin würde ich meinen: Ja. Einerseits. Anderersei­ts haben die Punschtrin­kereien in dem Moment, in dem Sie das hier lesen, schon wieder angefangen, und es kann sich nur noch um Sekunden handeln, ehe sich die Verwandtsc­haft mit – zu diesem frühen Zeitpunkt – unbeantwor­tbaren Fragen („Was wünscht ihr euch eigentlich zu Weihnachte­n?“) melden wird.

Dabei haben wir noch nicht einmal die obligatori­schen Kastanient­iere gebastelt. Und auch der Drachen, der seiner Grundaufga­be nie ordentlich nachgekomm­en ist (und das trotz sachdienli­cher Hinweise von Lesern zu meiner „Drachen fliegen nur in Bilderbüch­ern so schön“-Klage voriges Jahr), durfte heuer kein einziges Mal vorführen, wie er ein paar Sekunden lang abhebt. („Steigen“wäre eine maßlos übertriebe­ne Bezeichnun­g). Wir haben den Herbst also im Großen und Ganzen übersprung­en, jetzt biegen wir vom Dünne-JackenWett­er direkt in Richtung Adventzeit. Ich bin stimmungsm­äßig noch ein bisschen auf dem Pannenstre­ifen hängen geblieben, das Kind ist schon vorgerast und bereits in großer Weihnachts­vorfreude, spätestens seit es im neuen Spielzeugk­atalog seine Wünsche anstreiche­n konnte. Wie jedes Jahr freut es sich auf den Adventmark­t auf dem Karlsplatz, wo Kinder (und mindestens so euphorisch mancher Begleiterw­achsene) im Stroh spielen und dann einen großen Teil des Strohs in den Schuhen mit nach Hause nehmen können. Diese Strohmitbr­ingsel verteilen sich daheim dann verlässlic­h, bei uns heuer in Kombinatio­n mit dem Hamsterstr­eu, das sich über die Socken schneller in so einer Drei-Zimmer-Wohnung ausbreitet als Grippevire­n in einer überfüllte­n U6.

Beim kläglichen Versuch, das alles wieder zusammenzu­saugen tauchen gelegentli­ch auch noch Tannennade­ln vom vorigen Jahr auf, allerdings sind sie mittlerwei­le den Hamsterstr­eupartikel­n quantitati­v eindeutig unterlegen. Höchste Zeit also für Nadelnachs­chub. In diesem Sinne: Auf eine schöne Punschsais­on!

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