Das soziale Netzwerk soll eine PR-Firma bezahlt haben, um Kritiker anzuschwärzen. Zuckerberg dementiert und gelobt Besserung.
Facebook.
Sich unwissend geben, die Größe und Unüberschaubarkeit des Unternehmens einräumen – und Mitarbeiter verantwortlich machen: Mit dieser von Konzernchefs in Krisensituationen häufig angewandten Strategie hat nun auch Mark Zuckerberg versucht, einen weiteren peinlichen Zwischenfall herunterzuspielen.
Das soziale Netzwerk Facebook soll in den USA eine PR-Firma dafür bezahlt haben, seine Kritiker ins schlechte Licht zu rücken. Dabei sei auch die Aufmerksamkeit auf den prominenten Facebook-Kritiker, den Finanzier und Mäzen George Soros gelenkt worden. Soros ist auch ein häufiges Angriffsziel für Konservative wie US-Präsident Donald Trump sowie für antisemitische Verschwörungstheorien. Die „New York Times“dürfte mit diesem Bericht der Facebook-Aktie, die seit einem Höchststand im Juli einen beispiellosen Tiefflug erfährt, einen weiteren Stoß versetzen.
Er habe erst aus dem Zeitungsbericht davon erfahren, sagte Zuckerberg am Freitag. „Jemand aus dem Kommunikationsteam muss sie angeheuert haben.“Auch Geschäftsführerin Sheryl Sandberg, die sich bei Facebook mit vielen politischen Fragen befasst, habe nichts gewusst. Er werde weiter mit ihr zusammenarbeiten, stärkte Zuckerberg Sandberg den Rücken.
Facebook räumte ein, dass die PR-Firma Definers Journalisten ermutigt habe, sich die Finanzierung der Organisation Freedom from Facebook genauer anzusehen: „Die Absicht war zu demonstrieren, dass es nicht einfach nur eine spontane Basiskampagne war, wie die Organisation behauptet, sondern dass sie von einem bekannten Kritiker unseres Unternehmens unterstützt wurde.“Dies als antisemitsche Attacke darzustellen wäre aber „verwerflich und falsch“, erklärte Facebook. Die Geschäftsbeziehung zu Definers sei vergangene Nacht beendet worden.
Soros’ Stiftung Open Society Foundations verurteilte das Vorgehen des Onlinenetzwerks scharf. „Ihre Methoden bedrohen die Werte, auf denen unsere Demokratie beruht“, schrieb Präsident Patrick Gaspard in einem offenen Brief an Sandberg. Zugleich verwies er darauf, dass Soros zu jenen TrumpKritikern gehöre, denen zuletzt Rohrbomben geschickt wurden.
Ein Sprecher von Open Society Foundations sagte der „New York Times“, die Stiftung habe zwei Mitgliederorganisationen von „Free- dom from Facebook“unterstützt, aber nicht die Kampagne selbst.
Andere Teile des Zeitungsberichts wies Facebook indes zurück. So bestritt das Onlinenetzwerk unter anderem, dass der damalige ITSicherheitschef Alex Stamos bei seinen Untersuchungen zu russischen Propagandakampagnen im Umfeld der US-Präsidentenwahl 2016 gebremst worden sei. Auch die Darstellung, dass Geschäftsführerin Sandberg ein Gesetz gegen Onlinewerbung für Prostitution unterstützt habe, um Punkte bei konservativen Abgeordneten zu sammeln, sei falsch, hieß es. „Das ist nicht die Art, wie ich das Unternehmen führen will“, betonte der Facebook-Gründer.
Er kündigte für nächstes Jahr auch ein neues unabhängiges Gremium an, an das sich Nutzer wenden können, die mit der Löschung ihrer Inhalte durch Facebook nicht einverstanden sind. Details gab es nicht. Zuckerberg versicherte, dass die Facebook-Führung nicht versucht habe, die Untersuchungen zu russischen Propagandakampagnen beim Onlinenetzwerk im Umfeld der US-Präsidentenwahl 2016 zu bremsen. Man habe zwar zu langsam darauf reagiert, aber der Vorwurf, Facebook sei nicht an der Wahrheit interessiert gewesen, sei „einfach falsch“. (DPA/red.)