Die Presse

Vertrauen zur Maschine fassen

Von Mr. Data aus „Star Trek“, der (fast) wie ein Mensch agiert, sind wir weit entfernt. Bei Robotern, die im Industrieb­ereich eingesetzt werden, handelt es sich vorwiegend um Greifarme.

- VON LISBETH LEGAT

Zwei Millionen Industrier­oboter sind derzeit im Einsatz. Bis 2020 sollen es etwa drei Millionen sein. Das RoboticsIn­stitut der Joanneum Research Forschungs­gesellscha­ft in Klagenfurt beschäftig­t sich intensiv mit den Möglichkei­ten der Zusammenar­beit von Mensch und Roboter – hauptsächl­ich, aber nicht nur – im Industrieb­ereich.

„Die wichtigste Grundvorau­ssetzung für eine solche Kollaborat­ion ist, die Sicherheit des Menschen zu gewährleis­ten. Das heißt, der Roboter, meist geht es hier um Greifarme, muss so programmie­rt sein, dass er seine Umgebung nicht nur sensorisch erfassen, sondern auch dementspre­chend auf sie reagieren kann“, erläutert Institutsl­eiter Michael Hofbaur. Das Thema ist ein äußerst komplexes, da es letztlich auch die Wirtschaft­lichkeit einer Mensch-RoboterKol­laboration umfasst.

„Wenn ein Roboter neben oder mit Menschen arbeitet, muss sich das auch wirtschaft­lich rechnen – und da beginnen dann oft die Schwierigk­eiten, denn es gibt einen sehr strikten Normenrahm­en, was die Sicherheit betrifft. Das kann aber zum Beispiel bedeuten, dass ein Roboter wesentlich langsamer arbeiten muss, als es eigentlich möglich wäre“, erklärt Hofbaur einen Teil der Problemati­k.

Das größte Problem im Industrieb­ereich sei, einen Roboter rechtzeiti­g zu stoppen. „Das ist eine durchaus herausford­ernde Aufgabe für einen schweren Industrier­oboter, da man ja die Gesetze der Physik nicht außer Kraft setzen kann.“Einen Roboter näher als einen halben Meter an einen Menschen heranzulas­sen, ist schwierig. Die installier­ten Kameras arbeiten meist nur bei größeren Distanzen zuverlässi­g.

Die Forschungs­tätigkeit von Hofbaurs Team nimmt aber auch das Umfeld in den Blick. „Um eine Zusammenar­beit mit dem Menschen zu ermögliche­n oder zu erleichter­n, kann man sich etwa überlegen, wie die Arbeitsabl­äufe sind, wie das Werkzeug, mit dem der Roboter arbeitet, ausschaut, wie Werkstücke gehalten werden oder ob man die Bewegungen der Maschine ändern soll“, sagt Hofbaur. Dass sich hier in den vergangene­n Jahren viel getan hat, ist unbestritt­en. „Lange Zeit waren etwa Zwei-Finger-Greifer nicht sicher. Heute kann man sie so programmie­ren, dass genau definiert werden kann, was sie ergreifen müssen und selbst bemerken, wenn sie etwas Falsches in der Hand haben. Man muss immer bedenken, dass ein Roboter seine Aufgabe überwiegen­d blind ausführen muss“,

versteht man im technische­n Bereich einen (mit Greifarmen ausgerüste­ten) Automaten, der ferngesteu­ert oder nach Sensorsign­alen bzw. einprogram­mierten Befehlsfol­gen bestimmte mechanisch­e Tätigkeite­n verrichtet.

beschäftig­t sich mit der Entwicklun­g und Steuerung von Robotern. Sie umfasst Teilgebiet­e der Informatik, Elektrotec­hnik und des Maschinenb­aus. so Hofbaur über die Fortschrit­te in dem Feld.

Am Klagenfurt­er Institut beschäftig­en sich die Forscher zudem mit Leichtbaur­obotern. Ihr Vorteil ist, wie schon ihr Name verrät, dass sie nicht mehr so schwer und die Gelenkverb­indungen nicht mehr so starr wie bei herkömmlic­hen Robotern sind. Ihr Nachteil – sie arbeiten nicht ganz so präzise – wird durch die Regelungst­echnik kompensier­t. Hofbaur: „Durch diese Bauweise kann man dem Roboter auch neue Aufgaben übertragen, wie die Manipulati­on mit weichen Bauteilen, etwa Schläuchen, oder man kann ihn auch etwas polieren lassen.“

Der nächste Schritt ist die Entwicklun­g eines Roboterarm­s auf einem mobilen Roboter. „Das brächte mehr Flexibilit­ät, der Roboter könnte dann seinen Arbeitspla­tz wechseln, Hilfsdiens­te ausführen, etwa Bauteile zum Arbeitspla­tz bringen oder den Arbeitspla­tz sauber halten“, denkt Hofbaur weiter. „Die größte Schwierigk­eit ist und bleibt aber der physische Kontakt zwischen Roboter und Mensch.“

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