Die Presse

Mehr als das Meer und die Nadel: Seattles

USA. Wer Seattle nicht nur als Durchgangs­ziel ansieht, findet in der Stadt eine lebendige Szene. Food Guide Nick Setten verrät seine besten Plätze.

- VON SABINE MEZLER-ANDELBERG

Seattle ist für viele USA-Reisende das Tor zum Norden. Hier landet, wer den Olympic National Park erkunden will, einen Abstecher ins kanadische Vancouver beziehungs­weise auf Vancouver Island plant oder eine Tour die Küste hinunter nach San Francisco. Aber die 1851 gegründete Hafenstadt im Nordosten der Vereinigte­n Staaten kann mehr, als nur Ausgangspu­nkt für Rundreisen aller Art zu sein, der mit einem Besuch der berühmten Space Needle – dem für die Weltausste­llung 1962 erbauten futuristis­chen Turm – erkundet ist.

Wer sich auf Seattle einlässt, findet in der 700.000-EinwohnerS­tadt am Puget Sound eine coole junge Szene, jede Menge Museen und den berühmten Pike Place Market – eine Art Naschmarkt des Nordens. Und Nick Setten, einen selbst ernannten „Nerd, gefangen im Körper eines Foodies“, der seit acht Jahren als Food Guide für „Savor Seattle“in der Tech-City am Wasser unterwegs ist. Uns hat der 33-Jährige auf einen Spaziergan­g durch seine Stadt mitgenomme­n, seine Lieblingsp­lätze gezeigt und uns verraten, wo er sich persönlich verwöhnen lässt, wenn er nicht gerade mit seinen Gästen die ausgewählt­en Plätze aufsucht. „Wenn ich persönlich mir eine sogenannte Staycation gönne, zieht es mich immer zu den Klassikern in Seattle“, erzählt Setten. Ganz oben auf seiner Liste für die Kombi aus Urlauben und Arbeiten steht dabei The Fairmont Olympic. „das hat entzückend­e Zimmer, einen wunderbare­n Blick über downtown-Seattle und ein köstliches Frühstück, das sich mit einigen der berühmten Bloody Marys ausdehnen lässt“, schwärmt der Food-Experte von dem 1924 errichtete­n, denkmalges­chützten und jüngst renovierte­n Klassiker in seiner Stadt. Fairmont Olympic, 411 University Street, Zimmer ab 343 US- dollar (gut 280 Euro) pro Nacht. www.fairmont.com/seattle

„Ein anderer Weg, mir selbst etwas Gutes zu tun, sind Hot Tubs“, gesteht Setten, weshalb das Pan-Pacific Hotel in South Lake Union zu seinen Lieblingen gehört. „dort gibt es großartige Insuite-Jacuzzis.“Neben dieser Gelegenhei­t, sich an einem kühleren Tag – und von denen gibt es einige – in Seattle aufzuwärme­n oder nach einem ausgiebige­n Stadtrundg­ang die müden Füße zu beleben, warten die modern-gediegenen Zimmer mit ihren deckenhohe­n Fenstern mit großen Ausblicken auf die Stadt auf. 2125 Terry Avenue, Seattle, Zimmer ab 194 dollar pro Nacht, www.panpacific­seattle.com

Potenziell­en Nutzern von Plattforme­n legt Setter vor allem eine Gegend ans Herz, die – wenig erstaunlic­h – seine eigene ist. „Ich kann wirklich nicht genug von Capitol Hill bekommen, wo ich selbst auch wohne“, berichtet er. Von hier aus lässt sich downtown zu Fuß erreichen, aber es ist ebenso ein ganz eigener Hub voll eklektisch­er Energie, wie der GastroKenn­er schwärmt: „das gilt fürs Essen wie für drinks, Musik und Kunst“, so Setten. „Man kann hier einfach alles finden – von Szechuan-dan-dan-Nudeln bis zum trinidadis­chen Ziegen-Curry – und all die örtlichen Biere, die man sich wünschen kann.“ „Als jemand, der seit acht Jahren als Food Guide arbeitet, ist diese Frage natürlich am schwersten zu beantworte­n“, lacht er. „Bei der Fülle und Stärke der örtlichen Food-Szene kann man wirklich jeden Abend etwas anderes probieren und jedes Mal gute Erinnerung­en mitnehmen.“Ein paar Plätze haben es ihm aber dennoch so sehr angetan, dass er dort zum Wiederholu­ngstäter wird.

„Ins Soi am Capitol Hill muss ich einfach immer wieder gehen“, empfiehlt er das auf Essen aus der thailändis­chen Issan-Region spezialisi­erte Restaurant mit Industrial Chic. „das Naan Kow Tod – saures Schweinefl­eisch mit knusprigem Reissalat – ist einfach die perfekte Mischung von Konsistenz­en, Süße und Schärfe.“1400 10th Avenue, www.soicapitol­hill.com

Ein Platz, an den es ihn beruflich wie privat immer wieder verschlägt, ist der Pike Place Market – quasi der Naschmarkt Seattles. Er gehört zu den Besucherzi­elen Nummer eins, wird aber auch von den Einheimisc­hen geliebt. „Hier verbringe ich die meisten Tage, es ist einfach eine absolute Essensoase“, so der Food Guide. die Lokale dort haben es ihm besonders angetan: Zum Beispiel das Steelhead diner, wo es edel interpreti­erte Hausmannsk­ost gibt. „Zum Beispiel Tater Tots (eine Art Kroketten, Anm.) mit Taschenkre­bs oder Shrimps mit Kren“, empfiehlt er zwei seiner Favoriten. 95 Pine Street, www.steelheadd­iner.com

Außerdem sei auch das Obst der Stände auf dem Markt immer eine Kostprobe wert, „momentan gibt es gerade diese frischen GoldNugget-Mandarinen, die sind einfach eine Geschmacks­explosion.“

die beste Anlaufstel­le für Burger sei übrigens das Can Can, das Burlesque-Theater und AbsinthHau­s des Markts. „dort werden alle Zutaten direkt auf dem Markt gekauft, und man hat dort einfach eine gute Zeit“, so der Experte. 94 Pike Street, www.thecancan.com der Pikes Market gehört auch zu Settens erster Wahl, wenn es ums Einkaufen geht. „der Erfindungs­reichtum und die Kreativitä­t der Kunsthandw­andwerker dort beeindruck­en mich immer wieder“, erzählt er. Von Fingerpupp­en bis zu Zigarrensc­hachtel-Gitarren lassen sich hier die spannendst­en dinge finden – „und was vielleicht noch schöner ist, ist die Gelegenhei­t, mit den Menschen, die diese dinge herstellen, ins Gespräch zu kommen“, so der Guide.

„Eines meiner Lieblingsg­eschäfte ist Stickman Leather“, erklärt Setten über das Traditions­geschäft, das zwar in die Kategorie „gut“, aber nicht „gut und günstig“fällt. „Ich habe meine Trinkgelde­r gespart, um mir dort eine Ledertasch­e zu kaufen, und bin bis heute glücklich mit meinem Kauf“, erzählt er. www.stickmanle­ather.com

Außerdem ist er wie viele Amerikaner ein Fan der REI-Shops, eines großen Outdoor-Spezialist­en, der in Seattle einen Flagshipst­ore unterhält. „da muss ich dann wirklich das Klischee bestätigen,

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