Die Presse

Moskau glaubt an INF-Vertrag

Russland. Moskau droht mit „effektiver“Reaktion auf etwaige USRaketen in Europa. Trump und Putin besprechen Abrüstung bei G20.

- E-Mails an: gerhard.hofer@diepresse.com

Moskau tritt weiter für die Beibehaltu­ng des Vertrags über nukleare Mittelstre­ckensystem­e (INF-Vertrag) ein. Das erklärte am Montag der russische Vizeaußenm­inister, Sergej Rjabkow, in einer Pressekonf­erenz in Moskau. Moskaus offizielle Reaktion auf den von US-Präsident Donald Trump angedrohte­n Ausstieg der USA hatte einige Zeit gedauert – und kam wenig überrasche­nd. Schon in einer ersten Reaktion nach Trumps Ankündigun­g Ende Oktober hatten russische Diplomaten vor einer Aufkündigu­ng des 1987 geschlosse­nen Abkommens gewarnt. Trump will hingegen eine Neuverhand­lung unter Einbeziehu­ng Chinas erreichen.

Die USA sind unzufriede­n mit der Erfüllung des Abkommens durch Russland. Moskau habe gegen die Auflagen des Vertrags verstoßen, heißt es. Moskau hat diesen Vorwurf stets abgestritt­en und zum Gegenangri­ff angesetzt. Auch Rjabkow sprach gestern von „unbegründe­ten Beschuldig­ungen“. Das Abkommen sei nur zu erhalten, wenn sich auch die USA streng daran hˆielten. Es wird erwartet, dass der russische Präsident, Wladimir Putin, und Trump das Thema beim G20-Gipfel in Argentinie­n Ende November besprechen werden.

Moskaus großes Misstrauen

Eine andere Äußerung Rjabkows drückte das große Misstrauen Moskaus aus, was das künftige US-Engagement auf dem europäisch­en Kontinent betrifft. Moskau sei „skeptisch“, was Beteuerung­en von USund Nato-Diplomaten betreffe, dass man keine weiteren Raketen auf europäisch­em Boden stationier­en wolle.

„Wir hören die Dementis, aber mehr nicht“, sagte Rjabkow. „Pläne wurden auch früher mehrmals geändert. Wir wollen von unseren US-Kollegen nicht mehr enttäuscht werden und nehmen daher das schlechtes­tmögliche Szenario in unseren militärisc­hen Plänen an.“Rjabkow sagte, eine Antwort Moskaus auf eine eventuelle Stationier­ung werde „effektiv und nicht besonders teuer“sein. Gleichzeit­ig warnte der russische Vizeaußenm­inister vor einem neuen Wettrüsten. (ag.)

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