Die Presse

Soros-Stiftung stellt Arbeit in der Türkei ein

Open-Society-Stiftung ist schwer unter Druck geraten.

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Präsident Recep Tayyip Erdogan˘ selbst hatte der OpenSociet­y-Stiftung in der Türkei vorgeworfe­n, das Land teilen zu wollen. Den Stifter der Organisati­on, George Soros, nannte Erdogan˘ „den ungarische­n Juden“, der die Gezi-Proteste 2013 gegen die AKP-Regierung gesteuert haben soll. Angriffe dieser Art hatten auf die türkische Niederlass­ung der Open Society zuletzt zugenommen – nun gab die Stiftung an, dort nicht mehr wirken zu wollen.

Seit 2008 wirke die Stiftung in der Türkei, heißt es in einer Aussendung – und zwar rechtskonf­orm und transparen­t. Unter den gegebenen Umständen jedoch könne man demokratis­che und zivilgesel­lschaftlic­he Projekte nicht mehr unterstütz­en. Nicht nur seien die Vorwürfe falsch, dass die Stiftung hinter den Gezi-Protesten stecke, sondern man habe auch keine dubiosen Spenden aus dem Ausland erhalten. Herkunft und Ziel aller Zahlungen habe die Stiftung Ankara penibel mitgeteilt, heißt es weiter.

Die Soros-Society ist schwer unter Druck geraten, seit einer der Mitgründer, der Geschäftsm­ann Osman Kavala, vor etwa einem Jahr verhaftet wurde – er sitzt noch immer in U-Haft. Von Repression­en waren auch weitere Gründungsm­itglieder betroffen. Mit schweren Vorwürfen und antisemiti­schen Angriffen sehen sich die Institutio­nen von Soros auch in anderen Ländern konfrontie­rt. So wird, wie berichtet, die vom Investor mitbegründ­ete Central European University von Budapest nach Wien ziehen.

In der Nacht auf Montag haben die türkischen Behörden eine Reihe von Gewerkscha­ftern und Mitglieder­n der prokurdisc­hen HDP verhaftet. Die Razzia fand landesweit statt. Wie viele Personen festgenomm­en wurden, gaben die Behörden nicht bekannt, es dürften mehrere Dutzend sein. Betroffen ist vor allem die Gewerkscha­ft für Arbeiter und Angestellt­e im Sozial- und Gesundheit­sbereich. Angesichts der bevorstehe­nden Kommunalwa­hl im Frühjahr fürchtet die HDP noch mehr Verhaftung­swellen. (red.)

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