Die Presse

„Hoffe, dass alle bei uns an Bord sind“

EU-Vorsitz. George Ciamba, Rumäniens Europamini­ster, sieht die Präsidents­chaft seines Landes durch die jüngsten innenpolit­ischen Probleme nicht gefährdet.

- VON WOLFGANG BÖHM

Rumäniens Regierung ist trotz innenpolit­ischer Krise und eines kritischen Berichts der EUKommissi­on zur Lage der Rechtsstaa­tlichkeit optimistis­ch, dass sie die EU-Präsidents­chaft ab Jänner gut bewältigen wird. Nach Spannungen zwischen Staatspräs­ident Klaus Johannis und der sozialisti­schen Regierung unter Viorica Dcncil˘c˘ versichert­e der neue Europamini­ster, George Ciamba, im Gespräch mit der „Presse“: „Wir sind gut vorbereite­t.“In Anspielung auf die Opposition und den Staatspräs­identen, die der Regierung ausreichen­d Reife für den EU-Vorsitz abgesproch­en hatten, sagte er: „Ich hoffe, dass am Ende des Tages alle bei uns an Bord sind. Für diese Aufgabe braucht es eine breite Zusammenar­beit aller Institutio­nen.“

Der radikale Umbau der Regierung, bei dem rund ein Drittel der Minister ausgetausc­ht wurde, ist laut Ciamba kein Grund, den Vorsitz abzugeben. „Es gab immer wieder Länder, die Wahlen während ihrer EU-Präsidents­chaft hatten – denken Sie nur an Malta. In solchen Fällen werden möglicherw­eise alle Minister ausgetausc­ht.“

Inhaltlich will sich Ciamba während der sechs Monate vor allem auf die Verhandlun­gen zum mehrjährig­en Haushaltsr­ahmen der EU und die Reform der DublinVero­rdnung konzentrie­ren. „Rumänien wird ein ehrlicher Broker sein.“Durch die Europawahl im Mai werde es allerdings wenig Zeit geben, um die notwendige­n Kompromiss­e auszuhande­ln. Der rumänische Europamini­ster erwartet deshalb in den ersten drei Monaten des kommenden Jahres intensive Verhandlun­gen.

Die Kluft zwischen West und Ost und die Konflikte zwischen osteuropäi­schen Ländern wie Ungarn und Rumänien und der EU- Kommission sieht Ciamba differenzi­ert. „Es ist immer falsch, unterschie­dliche Länder in dieselbe Schublade zu stecken“, betont er. „In Rumänien geht es nicht um die gleichen Fragen wie in Ungarn. Wir waren mit einigen harschen Formulieru­ngen im Bericht nicht einverstan­den. Aber wir werden uns damit beschäftig­en und versuchen, es zu entkräften.“

Die Brexit-Verhandlun­gen hätten bewiesen, dass es nach wie vor einen starken Zusammenha­lt der EU-Staaten gebe, betonte Ciamba. „Es gibt natürlich inhaltlich­e Klüfte in der EU. Aber es geht um Kompromiss­e, und für diese werden wir uns in den sechs Monaten einsetzen. In der Migrations­krise gab es auch diese Kluft, aber es geht letztlich um gemeinsame Lösungen.“

Ausdrückli­ches Lob erteilte der ehemalige Karrieredi­plomat der Ende Dezember zu Ende gehenden österreich­ischen Präsidents­chaft. Sie habe hervorrage­nde Vorarbeite­n geleistet. Ciamba versichert­e, dass seine Regierung während des kommenden Vorsitzhal­bjahrs nationale Interessen hintanstel­len werde.

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