Heißer Preis für Kühlspezialisten
Übernahme. Die japanische Daikin zahlt für den heimischen Kühlsystemspezialisten AHT Cooling knapp 900 Mio. Euro. Nach Wolford und ZKW ist es der dritte Einstieg eines asiatischen Konzerns.
Diesmal sind es weder Chinesen noch Südkoreaner, sondern Japaner, die sich ein bekanntes heimisches Unternehmen schnappen: Die Europatochter der japanischen Daikin Industries kauft um 881 Mio. Euro die AHT Cooling. Verkäufer der im steirischen Rottenmann beheimateten Firma, die lange unter Austria Haustechnik firmierte, ist Bridgepoint Capital. Für die auf Mittelständler spezialisierte Private-Equity-Gesellschaft ist es ein hervorragender Deal: Bridgepoint hat AHT 2013 um 585 Mio. Euro gekauft.
Die AHT produziert mit 1600 Mitarbeitern steckfertige Kühlund Tiefkühlsysteme für den Lebensmittelhandel und beliefert alle namhaften Supermarkt- und Diskontketten sowie Eiscremeund Getränkehersteller. Eigenen Angaben zufolge hat das Unternehmen in 100 Ländern rund eine Million Geräte installiert und ist damit Weltmarktführer. 2017 stieg der Umsatz laut der im Firmenbuch hinterlegten Gewinn- und Verlustrechnung von 359 auf 415 Mio. Euro. In den vergangenen zehn Jahren gab es ein durchschnittliches Umsatzwachstum von zwölf Prozent pro Jahr.
Dazu beigetragen hat die Investitionstätigkeit: Unter Bridgepoint flossen allein in den vergangenen drei Jahren über 70 Mio. Euro in die Entwicklung neuer Produkte, den Ausbau der Produktion in Österreich sowie in den Aufbau der neuen Produktionsstätten in Brasilien und den USA. Mit der Erweiterung der Produktionskapazitäten in China konnte die AHT zudem Herstellungskosten senken und den Marktanteil in Europa weiter ausbauen.
Der Nettogewinn fiel jedoch 2017 von 35,2 auf 13,2 Mio. Euro.
Der hohe Kaufpreis ist offenbar auch den guten Zukunftsaussichten geschuldet: „Marktbeobachter gehen davon aus, dass sich steckerfertige Kühlsysteme weiterhin besser entwickeln werden als der globale Gesamtmarkt für Kühlgeräte. Die Gründe hierfür liegen in der zunehmenden Akzeptanz dieser Systeme, dem anstehenden Austauschzyklus bereits installier- ter Geräte sowie in der steigenden Verbrauchernachfrage nach gefrorenen und gekühlten Lebensmitteln“, heißt es in einer Aussendung von Bridgepoint.
Mit Daikin wollen die Steirer ihre Position ausbauen. AHT-Geschäftsführer Frank Elsen: „Daikin unterstützt unsere Innovationsstrategie und die geplante weitere Internationalisierung, insbesondere in den Schwellenländern, durch die wir die Technologie und das Servicegeschäft weiteren neuen Kundengruppen auf unseren Zielmärkten in Asien und Lateinamerika anbieten können.“
Daikin ist weltweiter Marktführer im Bereich der Klimatechnologie. Der Konzern, der an der Börse umgerechnet 27,2 Mrd. Euro wert ist, beschäftigt 70.000 Mitarbeiter in 150 Ländern. Mit dem Kauf von AHT erweitere der Konzern sein Angebot, betont Europa-Präsident Masatsugu Minaka. „Wir können künftig das komplette Angebot aus Klimatisierung und Kühlsystemen aus einer Hand anbieten.“
Die AHT hat eine äußerst wechselhafte Geschichte hinter sich. In den 50er–Jahren befand sich am Standort in Rottenmann das österreichische Hauptwerk der Bauknecht-Gruppe. 1983 erfolgte die Gründung der Austria Haustechnik GmbH. 1998 kam der Börsengang. Nach dem Einstieg des Finanzinvestors Quadriga 2003 (um 35 Mio. Euro) erfolgte das Delisting. Der Verkäufer war damals kein Unbekannter: Die Cross Capital von KTM-Eigner Stefan Pierer war damals mit mehr als 15 Prozent größter Einzelaktionär. Cross lehnte zwar vorerst das QuadrigaAngebot ab, nach Rechtsstreitereien zog sich Pierer dann zurück. Quadriga verkaufte die AHT an den deutschen Finanzinvestor Equita weiter, 2006 holte sich Quadriga das Unternehmen wieder zurück. 2013 kam Bridgepoint.
Die zwei prominentesten Übernahmen durch asiatische Konzerne im heurigen Jahr betrafen den Wäscheerzeuger Wolford (durch die chinesische Fosun) und den Scheinwerferhersteller Zizala (durch die südkoreanische LGGruppe). (eid/lh)