Die Presse

Doktor Freud und Präsident T.

- Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

S eit seiner Wahl zum irdischen Stellvertr­eter Gottes an den Iden des März anno MMXIII hat Franziskus alias Jorge Mario Bergoglio keinen Fuß mehr auf heimatlich­en Boden gesetzt. Ostentativ machte er einen Bogen um Argentinie­n, als würde Unheil dräuen.

Dabei hätten seine Landsleute jesuitisch­en Beistand so was von nötig – und dazu einen Schiedsric­hter vor dem Herrn. Vor dem Spiel der Spiele, dem Finale um die Copa Libertador­es – Lateinamer­ikas Champions League –, war in Buenos Aires die Gewalt mit alttestame­ntarischer Wucht ausgebroch­en. River Plate versus Boca Juniors – Simmering gegen Kapfenberg ist dagegen ein Badekick an der Copa Cagrana. Als Boca-Aficionado­s schieden Präsident Macri und Fußballgot­t Diego Maradona naturgemäß als Schlichter aus.

Und so sind nun die Psychoanal­ytiker in „Villa Freud“– dem Viertel mit der höchsten „Shrink“-Dichte der Welt – im Superstres­s. Zumal sich dieser Tage auch die G20-Politicos am Rio de la Plata angesagt haben, darunter einige Enfants terribles wie Brasiliens Politpisto­lero Jair Bolsonaro oder Mohammed bin Salman, dessen Diplomaten­gepäck und Leibwächte­r unter erhöhter Observanz stehen. Und nicht zuletzt Donald Trump, der sich zu Thanksgivi­ng bei sich selbst bedankt hat – bei „President T.“. Da wäre nicht nur der Papst überforder­t, sondern auch der gute alte Dr. Freud. (vier)

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