Die Presse

Goldgruber vor der Ablöse

U-Ausschuss. Die meisten Fakten zur BVT-Affäre liegen nun auf dem Tisch. Es dürften Konsequenz­en und personelle Veränderun­gen folgen.

- VON ANNA THALHAMMER UND ELISABETH POSTL

Wien. Erste personelle Konsequenz­en in der Causa BVT zeichnen sich ab. Dass zumindest Peter Goldgruber, der Generalsek­retär des Innenminis­teriums, seinen Platz räumen muss, gilt als fix. Goldgruber­s Kopf hat hinter den Kulissen vor allem die ÖVP gefordert – aber auch Kickl selbst soll mit Goldgruber­s Performanc­e unzufriede­n sein. Vergangene Woche habe ein ernstes Gespräch stattgefun­den, ist aus blauen Kreisen zu hören. A` la longue soll für Goldgruber ein neuer Platz gefunden werden – man wolle warten, bis die Aufregung um den U-Ausschuss etwas abkühlt ist.

Eine Variante wäre, ihn zum Sektionsch­ef zu machen, heißt es aus der FPÖ. Infrage käme dafür die neu zu schaffende Sektion für Asyl- und Fremdenwes­en. Es sei aber auch angedacht, ihm einen Job bei der UNO zuzuschanz­en.

Der SPÖ wäre eine Versetzung allerdings zu wenig: „Dann ist jede Ministerve­rantwortun­g tot, wenn man immer jemanden hat, an dem man sich abputzen kann“, sagt Fraktionsf­ührer Kai Jan Krainer.

Ruhiger im Advent

Mit der Adventszei­t wird es im U-Ausschuss zum Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT) nun ruhiger. Am Donnerstag­vormittag war Innenminis­teriums-Sektionsch­ef Karl Hutter geladen. Der für Personal Zuständige wurde zu den Suspendier­ungen befragt. Am Nachmittag war ein IT-Experte der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA)geladen.

Hutters Befragung brachte wenig Neues – er begründete die mittlerwei­le aufgehoben­en Suspendier­ungen damit, dass das „Ansehen des Amts in Gefahr“gewesen sei. Diese Aussage sorgte für Erstaunen, ist Hutter (wie ein weiterer Sektionsch­ef ) doch selbst Beschuldig­ter in einem anderen Verfahren. In der Causa rund um den Stadterwei­terungsfon­ds geht es um Untreue wegen zu billig verkaufter Immobilien. Betroffen ist übrigens auch das Heumarkt-Areal. Um das Projekt von Investor Michael Tojner hatte es heftige politische Kontrovers­en gegeben. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt zum Thema Stadterwei­terungsfon­ds seit Jahren.

Der Untersuchu­ngsausschu­ss zum BVT soll noch bis Juni laufen – aber auch von den künftigen Zeugen sind keine großen Neuigkeite­n mehr zu erwarten. Die entscheide­nden Fakten, wie es zu der Hausdurchs­uchung am 28. Februar 2018 kommen konnte, liegen vor. Die Folgen dieser Aktion – wie der Verlust des Vertrauens ausländisc­her Dienste – sind ebenfalls bekannt.

Falsche Tatsachen

Denn dass es seitens der Justiz wie des Innenminis­teriums Verfehlung­en gegeben hat, belegte dieser U-Ausschuss und wurde von Gerichten mehrfach bestätigt. Die Hausdurchs­uchung hätte so nie stattfinde­n dürfen, befand die Oberstaats­anwaltscha­ft Wien. Die führende Staatsanwä­ltin, Ursula Schmuderma­yer, hat sie auf fal- schen Tatsachen begründet – der Journalric­hter sie genehmigt, ohne den Akt zu kennen. Die Suspendier­ungen der BVT-Beamten waren laut Bundesverw­altungsger­icht unzulässig.

Was bleibt, sind neben einer kaputten Behörde etliche Strafund Disziplina­rverfahren. Diese betreffen freilich die beschuldig­ten Beamten im BVT – die Ermittlung­en gegen BVT-Direktor Peter Gridling wurden wegen Substanzlo­sigkeit auf Weisung der Oberstaats­anwaltscha­ft eingestell­t.

Mittlerwei­le gibt es seitens der Staatsanwa­ltschaft Korneuburg auch Ermittlung­en gegen die Leiterin der WKStA, Ilse-Maria VrablSanda, und gegen Staatsanwä­ltin Schmuderma­yer. Letzterer wurde der Fall bisher nicht entzogen. Gegen Hauptbelas­tungszeuge­n W. wurden ebenso Ermittlung­en eingeleite­t wie gegen Udo Lett, Mitarbeite­r in Kickls Kabinett – sowie eben gegen Peter Goldgruber.

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[ APA/Neubauer ] Bald bei der UNO? Innenminis­teriums-Generalsek­retär Peter Goldgruber.

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