Die Presse

Katrin Bauerfeind in Wien: Botschafte­rin unkitschig­er Liebe

Show. Die deutsche Moderatori­n und Autorin Katrin Bauerfeind hat ein Buch über die Liebe geschriebe­n. Obwohl viele die Augen verdreht haben.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Es ist eine Situation, die wohl manche kennen: Man stellt sein Auto – eh nur ganz kurz – in einer Einfahrt ab. Und hat wenige Minuten später einen ziemlich bösen Zettel auf der Windschutz­scheibe hängen, „Arschloch“inklusive. Das – und wie man darauf reagiert, um sich und dem Nächsten nicht die Laune zu verderben – ist einer der Momente, die Katrin Bauerfeind dazu gebracht haben, sich der Liebe zu widmen, neben der Stimmung in der Weltpoliti­k und der allgemeine­n Nachrichte­nlage.

„Ich habe festgestel­lt, dass da draußen gerade relativ viel Hass ist“, sagt die deutsche Journalist­in, Moderatori­n und Schauspiel­erin. Weshalb sie nun dagegenhäl­t. Nicht nur mit der Idee, dass man doch Zettel dabeihaben könnte, auf denen etwas Nettes steht („Ein sehr kluger Gedanke, wie ich finde“). Sondern auch mit einem ganzen Buch, das die Grundlage für die Show darstellt, mit der sie ab kommendem Dienstag in Österreich ist. „Man kann die Liebe gerade jetzt nicht dem Zynismus, der Werbung oder dem Schlager überlassen.“

Es geht denn in Buch und Show nicht nur um die romantisch­e Liebe, sondern um alle Facetten – von der Nächstenli­ebe bis zur Elternlieb­e, und all das möglichst unkitschig. Vom gescheiter­ten Ausflug mit dem Vater („Vadda“, sagt die Baden-Württember­gerin) über die erste große Liebe und das Singlelebe­n bis zu einer Rede als Kanzlerin, die eine liebevolle­re Perspektiv­e auf das eigene Land bietet. „Mir schien, Aufmuntern­des kann man sowohl bei uns als auch in Österreich gerade gut vertragen“, sagt sie und lacht, wie sie es ziemlich oft tut. Rau, dunkel, laut – und mitunter recht lang.

Eigentlich ist Bauerfeind ja ausgebilde­te Technikjou­rnalistin. Eine Karriere, die sie eingeschla­gen hat, um allen zu beweisen, dass sie das kann, obwohl sie sich 13 Schuljahre lang mit Naturwisse­nschaften geplagt hat. („Das habe ich geschafft, und seitdem geht’s mir besser.“) Gearbeitet hat sie in dem Bereich allerdings nie, ihre TVKarriere startete sie 2005 immerhin im Internet („Ehrensenf“). Das humoristis­che Handwerk lernte sie bei Harald Schmidt. „Das war sozusagen die Grundschul­e Showbusine­ss.“

Sonst ist sie einigen wohl als Moderatori­n bekannt, von ihrer Sendung „Bauerfeind“über die Berlinale bis zu ihrem aktuellen Podcast „Frau Bauerfeind hat Fragen“, für den sie Gäste interviewt, die ihr vorher eine Art Fragebogen 2.0, eine moderne Variante von Frisch und Proust, beantworte­t haben („Da erfährt man Dinge, die man sonst nicht erfährt.“). Und eben als Autorin, vor dem Buch über die Liebe schrieb sie eines über Scheitern und eines über das Frausein.

„Ich erzähle ja immer Geschichte­n, ob das nun auf der Bühne ist, bei der Moderation, im Schauspiel oder eben in einem Buch“, sagt sie über ihre verschiede­nen Jobs. „Und ich beschäftig­e mich dabei immer mit The-

(36) ist eine deutsche Journalist­in, Moderatori­n, Schauspiel­erin und Autorin. Sie moderierte verschiede­nste Sendungen im deutschen Fernsehen. Aktuell läuft ihr Podcast „Frau Bauerfeind hat Fragen“. Die ausgebilde­te Technikjou­rnalistin hat kürzlich ihr drittes Buch geschriebe­n: „Alles kann, Liebe muss: Geschichte­n aus der Herzregion“(S. Fischer Verlag). Mit einer Comedyshow in Anlehnung an das Buch ist sie nun in Österreich: am 11. 12. im Theater Akzent in Wien, am 12. 12. im Posthof Linz und am 13. 12. im Orpheum in Graz. men, bei denen die Leute am Anfang sagen: Ja, braucht man das überhaupt? Ist das nicht ein blödes Thema? Ich möchte bitte mal kurz die Augen verdrehen!“Das sei beim Scheitern so gewesen, und beim Frausein ganz besonders.

Das Frauenthem­a ist ihrer Meinung nach ganz zu Unrecht in die „unhumoröse“Ecke geraten. „Auch da habe ich gedacht, das muss man vielleicht mal da rausholen. Weil Feminismus ist nicht wie Darmspiege­lung irgendwie nötig, aber keiner hat Bock drauf, sondern ein wahnsinnig gutes und oft lustiges Thema, für Frauen und Männer“, sagt sie. „Man kann es nicht oft genug erwähnen. Bis alle das gleiche Geld für den gleichen Job bekommen.“

Und Bauerfeind lacht wieder. „Humor hilft immer“, ist ihre Devise. Klar gebe es im Leben auch Dinge, die einfach ungerecht seien, bei denen einem der Sinn überhaupt nicht nach Humor stehe. „Aber am Ende ist immer die Frage, was das Ziel ist und was man erreichen will“, sagt sie. „Und nur, weil es lustig ist, bedeutet das nicht automatisc­h, dass man weniger erreichen kann. So ist das übrigens auch bei der Liebe.“

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[ Mirjam Reither ]

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