Die Presse

Aufrütteln­de Opernkläng­e im Musikverei­n

Neben Wiener Klassik spielten die Symphonike­r eine „Elektra“-Suite ihres Dirigenten Manfred Honeck.

- VON WALTER DOBNER

Oper ist für die Wiener Symphonike­r nichts Neues. Seit Jahrzehnte­n spielen sie Oper bei den Bregenzer Festspiele­n, seit 2006 zählen sie zu den ständigen Opernorche­stern am Theater an der Wien. Das war wohl mit ein Grund, dass der einstige Philharmon­iker-Bratschist Manfred Honeck, heute erfolgreic­her Musikdirek­tor des Pittsburgh Symphony Orchestra und weltweit als Gastdirige­nten gefragt, für sein Gastspiel bei den Symphonike­rn im Musikverei­n seine eigene Suite aus Strauss’ „Elektra“auf das Programm setzte, die damit ihre österreich­ische Erstauffüh­rung erlebte.

Begonnen hat der in Vorarlberg geborene Honeck seine Musikerlau­fbahn als Bratschist im Orchester der Wiener Staatsoper, später war er Erster Kapellmeis­ter an der (damals von Alexander Pereira geführten) Zürcher Oper. Wohl auch deshalb ist es eines seiner erklärten Faibles, Auszüge aus Opern im Konzertamb­iente zu präsentier­en. Das zeigen seine Suiten aus Jana´cˇeks „Jenu˚fa“und Dvorˇaks´ „Jenufa“. Die „Elektra“-Suite hat er zusammen mit dem tschechisc­hen Komponiste­n Toma´sˇ Ille verfasst. In der Besetzung orientiert sie sich an jenen der Tondichtun­gen von Richard Strauss. Sonst folgt sie im Wesentlich­en der Opernparti­tur, womit man in Anlehnung an so manchen „Ring ohne Worte“von einer „Elektra ohne Worte“sprechen könnte.

Hörbar engagiert stürzten sich die Symphonike­r in diese für sie neue Herausford­erung – selbst wenn es anfangs dauerte, ehe sie dem Fluss der genialen Musik mit jener Dramatik und Leuchtkraf­t folgten, die ihnen die Gestik ihres Dirigenten von Beginn weg vorzeigte.

Der erste Teil dieses letzten Symphonike­r-Konzerts des Jahres 2018 im Goldenen Saal gehörte ganz aus dem Ideal wienerisch­en Musizieren­s entwickelt­er Wiener Klassik: der ersten von Haydns „Londoner Symphonien“(Hob. I:93), präsentier­t mit natürliche­r Musizierfr­eude, Charme und Eleganz, und Mozarts kostbarem C-Dur-Klavierkon­zert KV 467, deren charakteri­stische Mischung aus perlender Virtuositä­t und tiefsinnig­er Poesie Rudolf Buchbinder als Solist glänzend vermittelt­e. Exemplaris­ch.

Newspapers in German

Newspapers from Austria