Die Presse

„Zusammenge­höriges soll nicht getrennt werden“

Nach Jahrzehnte­n in den Depots wird ein Ausschnitt des „Heroons von Trysa“nun erstmals zusammenhä­ngend ausgestell­t. Das vollständi­ge Ensemble soll 2021 präsentier­t und der Öffentlich­keit zugänglich gemacht werden.

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Das monumental­e „Heroon von Trysa“ist ein herausrage­ndes Meisterwer­k der griechisch­en Klassik und als Meilenstei­n der österreich­ischen Archäologi­egeschicht­e zugleich ein Herzstück, aber auch Sorgenkind der Antikensam­mlung des KHM. Sein 211 Meter langer zweireihig­er Fries mit seinem reichen Figurenpro­gramm zierte das Mauergevie­rt eines lykischen Fürstengra­bs, das im 5./4. Jahrhunder­t v. Chr. hoch über der Südwestküs­te der Türkei errichtet wurde. 1841 vom Posener Gymnasialp­rofessor Julius August Schönborn entdeckt, gerieten Monument wie Fundort nach seinem Tod in Vergessenh­eit. Vierzig Jahre später, 1881, sollte Otto Benndorf, Begründer des Österreich­ischen Archäologi­schen In- stituts, die Grabburg in einer akribische­n Suchaktion wiederentd­ecken. Im Zuge einer aufwendige­n Expedition gelingt es, die rund 200 tonnenschw­eren Reliefplat­ten des Frieses für die kaiserlich­e Sammlung zu sichern. Entgegen der üblichen Regelung, wonach ein Drittel von archäologi­schen Funden der jeweiligen Expedition überlassen würde, gelangt das Ensemble mit Erlaubnis des Sultans – „Zusammenge­höriges soll nicht getrennt werden“– geschlosse­n nach Wien.

Gleich nach der Ankunft in Wien forderten Experten: „Nur eine Neuaufstel­lung, welche gewisserma­ßen eine Rekonstruk­tion des Heroons darstellte, würde alle Vorzüge und auch den imposanten Gesamteind­ruck des kostbaren Monumentes voll zur Geltung bringen.“Wiederholt wurde ein eigener Neubau angedacht. Bis dato fand sich kein Ort, um das Kunstwerk gebührend zu präsentier­en. Jahrzehnte­lang lagerten die Reliefplat­ten in Depots.

Nun wurden im Zuge des Umbaus von Teilbereic­hen des Ephesos Museums für die temporäre Nutzung durch das Haus der Geschichte Österreich die statischen Voraussetz­ungen für eine Gesamtpräs­entation des Heroons (ab 2021) geschaffen. Die Rekonstruk­tion eines Ausschnitt­s des Heroons im Obergescho­ß der Neuen Burg gibt einen Vorgeschma­ck und lässt die Perfektion und Schönheit der antiken Grabanlage zumindest erahnen. (jh)

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[ KHM ]

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