Die Presse

Virtuell durchs Gebäude spazieren

Technologi­en. Digitale Tools können der Immobilien­wirtschaft helfen, von der Planung der Gebäude bis zur Vermarktun­g. Aber nicht alles wird gleich gut angenommen.

- VON PATRICK BALDIA

Digitale Technologi­en breiten sich in der Immobilien­branche mehr und mehr aus – in der Planung, im Bau, in der Vermarktun­g, im Betrieb. Aber wie das nun einmal bei neuen technische­n Entwicklun­gen so ist: Längst nicht alles, was angeboten wird, ist schon entspreche­nd ausgereift und mit einem wirklichen Nutzen verbunden. Dabei ist es das, worauf es letztlich ankommt.

Bei der CA Immo Deutschlan­d arbeitet man seit Längerem mit Technologi­en wie Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR). „AR wird etwa genutzt, um Mietern und Interessen­ten Gebäude bereits vor dem Baustart oder in der Rohbauphas­e über Tablets oder Smartphone­s virtuell zu präsentier­en“, sagt Markus Diekow, Leiter Unternehme­nskommunik­ation. Geht man mit dem Smartphone beispielsw­eise auf die in Broschüren abgedruckt­en Marker, so entsteht ein dreidimens­ionales Bild, und man kann sich im betreffend­en Gebäude „bewegen“.

VR wird ebenfalls eingesetzt, um künftigen Nutzern zu zeigen, wie die fertigen Innenräume ausschauen könnten – je nach Möb- lierungsva­riante oder Raumkonzep­t, wie Open Space, Kombi-Büros oder Einzelzimm­er. „Das Tool Inreal macht es möglich, sich virtuell in einem Gebäude, das als 3-D-Modell erstellt wurde, zu bewegen“, erklärt Diekow. Die Bilder werden in Echtzeit gerendert, wodurch nahezu jeder denkbare Betrachtun­gspunkt eingenomme­n werden kann.

Auch Lichtstimm­ungen lassen sich realistisc­h und abhängig von der eigenen Position errechnen. Der Vorteil sei, dass man damit größeren Gruppen Räume bzw. Gebäude am Monitor, am Bildschirm oder über den Beamer zeigen könne, sagt Diekow. „Die Zuseher bekommen das Gefühl, durch einen Raum zu gehen, und können verschiede­ne Raumkonfig­urationen und Raumtiefen einschätze­n.“

Inreal werde sehr gut angenommen, berichtet er; weniger gute Erfahrunge­n habe man mit VR-Brillen gemacht. Viele Menschen empfänden es als unangenehm, sich damit von einer Gruppe „abzukapsel­n“. „Wir glauben daher nicht, dass sich VR-Brillen langfristi­g durchsetze­n werden“, meint Diekow.

Bei JP Immobilien habe man 2015 begonnen, VR-Brillen „relativ intensiv“einzusetze­n, sagt Geschäftsf­ührer Martin Müller. Aber auch hier sei die Technologi­e bei den Kunden nicht so gut angekommen. „Sie wurde eher als Gimmick gesehen, nicht als etwas, das die Kauf- oder Mietentsch­eidung unterstütz­t.“Die besten Erfahrunge­n habe man noch immer mit „Oldschool-Methoden“wie 3-D-Visualisie­rungen oder Modellen gemacht. „Vielleicht waren wir mit den VRBrillen einfach zu früh dran“, stellt Müller in den Raum. Da Wohnen ein sehr emotionale­s Thema sei, bei dem die Kunden eigene Vorstellun­gen hätten, müsse man bei Immobilien­visualisie­rungen vor-

steht für „erweiterte Realität“, die wahrgenomm­ene reale Welt wird dabei mit technologi­schen Hilfsmitte­ln erweitert.

steht dagegen für die Darstellun­g einer virtuellen, computerge­nerierten Welt – es wird also quasi eine „eigene Welt“geschaffen, die von der wirklichen getrennt ist. In der Immobilien­wirtschaft dient beides z. B. dazu, Interessen­ten zu zeigen, wie Gebäude und Räume künftig ausschauen könnten. sichtig sein – etwa, was Bilder an der Wand oder Möbel betrifft.

Bei der Unternehme­nsberatung PWC glaubt man, dass bei der Nutzung von AR-Applikatio­nen mobile Endgeräte wie Smartphone­s und Tablets von freihändig­en Geräten wie „smart glasses“oder „hands-free Tablets“abgelöst werden. Laut der hauseigene­n Studie „Real Estate Benchmarki­ng 2018“glauben etwa 75 Prozent der Teilnehmer, dass sich das Assetund Kundenbezi­ehungs-Management durch die Integratio­n der ARTechnolo­gie stark verändern wird.

Auch beim Internatio­nal Facility Management Congress Mitte November an der TU Wien ging es darum, wie digitale Technologi­en die Entwicklun­g und den Betrieb von Immobilien verändern. Laut Herwig Teufelsdor­fer, Chief Operating Officer der Buwog, entscheide­n zwei Faktoren, ob sich eine Innovation durchsetze­n wird oder nicht: Sie muss möglichst vielen Beteiligte­n möglichst hohen Nutzen bieten und Flexibilit­ät zulassen. BIG-Geschäftsf­ührer Wolfgang Glasner bringt es auf den Punkt: „Eine digitale Technologi­e muss einen Nutzen fürs Kerngeschä­ft bringen.“

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