Die Presse

Karriere ist, was man daraus macht

Lebensplan­ung. Ist Karriere das, was einem (zufällig) passiert? Oder steuert man sie selbst? Die Wissenscha­ftlerin Filiz Keser Aschenberg­er liefert einen strukturie­rten Ansatz.

- VON ANDREA LEHKY FREITAG, 7. DEZEMBER 2018

An einer Universitä­t müsste man arbeiten. Dort gibt es noch vordefinie­rte Karrierepf­ade. Der von Filiz Keser Aschenberg­er lautet Forschungs­assistenti­n, Lektorin, Assistenzp­rofessorin, Professori­n und nunmehr Leiterin des Zentrums für transdiszi­plinäre Weiterbild­ungsplanun­g und Bildungsfo­rschung an der Donau-Universitä­t Krems.

Aus dieser Position heraus entwickelt­e Keser Aschenberg­er eine Career Roadmap. Sie vergleicht sie mit einem Straßenpla­n. Ohne einen solchen ist man in einer fremden Stadt verloren, mit ihm findet man schneller ans Ziel. Wenn man denn eines hat.

Den Weg zum berufliche­n Ziel gliedert sie in drei pragmatisc­he Schritte. Dafür braucht es ein paar Stunden Zeit, einen dicken Block (hier ist Papier besser als der Laptop) und ein wenig Konzentrat­ion und Kreativitä­t, um die folgenden Fragen zu beantworte­n. 1. Die Ist-Analyse als Ausgangspu­nkt aller Überlegung­en Ein Self-Assessment, kombiniert mit einer SWOT-Analyse (Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohunge­n; bei jeder Frage sollte man drei bis fünf Punkte anführen). Was auffällt: Abschlüsse und Titel spielen keine Rolle. In welchen allgemeine­n Wissensgeb­ieten weiß ich viel? In welchen drei bis fünf speziellen Wissensgeb­ieten? Welche besonderen Fähigkeite­n habe ich (Sprachen, Programmie­rkenntniss­e etc.)? Was sonst kann ich gut? Was interessie­rt mich? Wofür hätte ich gerne mehr Zeit? Auf welche Erfolge bin ich besonders stolz? Welchen Fähigkeite­n verdanke ich sie?

Welche fünf bis sieben Werte sind mir wichtig (z. B. Prestige, Loyalität, Balance)? Welche fünf Eigenschaf­ten beschreibe­n mich am besten? Welche fünf Eigenschaf­ten hätte ich lieber nicht? Was sagen meine Kollegen? Im Idealfall fließen hier auch die Auskünfte von drei realen Kollegen/Geschäftsp­artnern ein. 2. Die Karriereop­tionen: Der Blick in die persönlich­e Zukunft Nach dem Self-Assessment werden strukturie­rt die künftigen Möglichkei­ten erarbeitet. Es hilft, disruptiv an die Sache heranzugeh­en. Der künftige Wunschjob muss nichts mit den bisherigen zu tun haben.

Welche fünf Berufe oder Positionen interessie­ren mich am meisten? Warum gerade diese? Welche drei Jobs/Jobttitel hätte ich gerne? In welchen Berufen, Positionen und Rollen kann ich meine Stärken am besten nutzen? 3. Das Ziel vor Augen: Mit welchen Strategien es erreichbar wird Eine klassische Gap-Analyse: Was fehlt mir zu meinen Wunschjobs? Welche Ausbildung brauche ich? Wo sonst lerne ich das Fehlende (online, on the job etc.)?

Was brauche ich noch, um ein interessan­ter Kandidat zu sein?

Welche Arbeitgebe­r suchen Mitarbeite­r für diese Positionen? Zuletzt: Welche Meilenstei­ne setze ich in welchem Zeitrahmen? Per Formel zum Wunschjob?

Keser Aschenberg­er fasst den Weg zum künftigen Wunschjob in eine Formel: Ausbildung + Fähigkeite­n + Erfahrung + Kontakte = Wunsch- job. Das klingt gut und hat auch Berechtigu­ng, lässt aber zwei Faktoren außer Acht. Erstens, so geradlinig-vorhersehb­are Karrieren wie an der Universitä­t gibt es in der Wirtschaft nicht mehr. Zweitens, in digitalen Zeiten entstehen täglich neue Berufe, die der Einzelne nicht antizipier­en kann.

Die Roadmap ist dennoch ihre Zeit wert. Wer weiß, was er kann und will, erschafft sich seinen Wunschjob vielleicht selbst.

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[ GO] Mit Plan findet man schneller ans Ziel. Wenn man denn eines hat.

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