BMLV-Generalsekretär Wolfgang Baumann im Porträt
Porträt. Wolfgang Baumann sieht sich als Umsetzer des Regierungsprogramms im Verteidigungsressort. Dem Generalstabschef will er dabei nicht in die Quere kommen.
Wien. Eifrigen Sehern von „Willkommen Österreich“, der Satiresendung von Dirk Stermann und Christoph Grissemann, ist er ein Begriff: Das Bild von Wolfgang Baumann, Generalsekretär im Verteidigungsministerium, ist seit Monaten im Studio präsent. Dass der oberste Beamte im Ministerium entsprechend den militärischen Usancen sein Bild in allen Kasernen aufhängen ließ, war eine Steilvorlage für die Kabarettisten.
Dabei wird Wolfgang Baumann von seinem Umfeld gar nicht als eitel beschrieben. Und Bilder hat es von ihm in den letzten fünfzehn Jahren im beruflichen Umfeld überhaupt keine gegeben. Das allerdings war auf seine frühere Rolle im Bundesheer zurückzuführen: Baumann, der den Dienstgrad eines Obersts hat, arbeitete im nachrichtendienst, dem Auslandsgeheimdienst des Bundesheers. Und dieser ist verständlicherweise eher zurückhaltend, wenn es darum geht, Informationen über die eigenen Mitarbeiter nach außen zu geben.
Den Aufstieg an die Spitze der Beamtenhierarchie verdankt Baumann aber seiner Tätigkeit davor: Während seines berufsbegleitenden Studiums lernte der Offizier Herbert Scheibner kennen. Und dieser machte ihn im Jahr 2000 zum stellvertretenden Kabinettschef. Der FPÖ steht Baumann nahe, ist aber kein Mitglied. Eine politische Funktion – etwa als Gemeinderat oder Stadtrat – habe ihn nie interessiert. Interessiert hat ihn genau das, wofür er jetzt zuständig ist: die Schnittstelle zwischen Militär und Politik. „Ich kenne beide Kulturen und kann die Erfahrungen dazu einbringen“, sagt er.
Oberst ohne Uniform
Er selbst steht dabei auf der zivilen Seite: Die Uniform zieht er nicht an, auch vom Dienstgrad her hat er sich nicht upgraden lassen. Man habe den Generalsekretär klar positionieren wollen: Während der Generalstabschef der oberste Militär ist, fungiert er als oberster ziviler Beamter. Genau dieses Verhältnis zum Generalstabschef sorgte ja bei der Einführung eines Generalsekretärs in diesem Ministerium für einige Brisanz: Denn der Generalstabschef hat ja de facto ohnehin eine vergleichbare Funktion. Er ist formal ein Sektionschef, der gleichzeitig als Vorgesetzter aller anderen militärischen Sektionen im Ministerium fungiert. Drei der vier Sektionen sind militärisch. Lediglich die Sektion eins, zuständig für Personal und Recht, fällt da aus der Reihe.
Vorgesetzter von 50.000 Soldaten
Braucht es also einen Generalsekretär, der einen Generalstabschef und eine zivile Sektion koordiniert? Baumann sieht seine Aufgabe breiter: Er sei für die Koordination zuständig, dazu sei er Vorgesetzter von 50.000 Soldaten, und seine wesentlichste Aufgabe sei es, für die Umsetzung des Regierungsprogramms im Ministerium zu sorgen. Dafür gebe es auch Koordinationsgespräche mit den Generalsekretären der anderen Ministerien.
Ein Schwerpunkt dabei: Die Wiederbelebung einer Idee, die in den 1980er-Jahren stark propagiert wurde, nämlich jene der „Umfassenden Landesverteidigung“. Mit Ende des Kalten Krieges sei nicht nur das Bundesheer massiv redimensioniert worden, sondern auch die Umfassende Landesverteidigung etwas in Vergessenheit geraten. Angesichts der wachsenden Bedrohungen sei es aber notwendig, die geistige, wirtschaftliche und zivile Landesverteidigung wiederzubeleben. Aktuell macht das das Bundesheer mit der Schaffung von „Sicherheitsinseln“: Kasernen, in denen das Bundesheer autark in der Versorgung ist und den Blaulichtorganisationen Ressourcen zur Verfügung stellen kann.
Auch über die Zukunft des Bundesheers macht sich Baumann Gedanken und kommt zu einigem, was über das derzeitige Regierungsprogramm hinausgeht. So würde er gern die Milizübungen wieder einführen. „Wir müssen wieder zu sechs plus zwei Monaten Grundwehrdienst zurückkehren“, meint er. Dass dafür noch viel Überzeugungsarbeit beim Koalitionspartner wie auch bei der Bevölkerung zu leisten ist, ist ihm klar. Aber eine funktionierende Miliz sei angesichts der wachsenden Bedrohungen notwendig. „Das ist wie Steuern zahlen. Das macht auch niemand gern.“Das gilt auch für einen weiteren, persönlichen Vorschlag: „Wir werden irgendwann die Diskussion führen müssen, ob auch junge Damen den Grundwehrdienst leisten müssen.“
Wir werden die Diskussion führen müssen, ob auch junge Damen den Grundwehrdienst leisten müssen. Wolfgang Baumann, Generalsekretär im BMLV