Die Presse

Steuerrefo­rm steht in Grundzügen bereits bei Klausur im Jänner

Finanzen. 3,5 Milliarden Euro soll die Steuerrefo­rm der Regierung bringen – wem, das wird man im Jänner wissen.

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Wien. Man sieht Hubert Fuchs nicht oft in der Öffentlich­keit. Und das hat einen Grund: Der Finanzstaa­tssekretär der FPÖ und ehemalige Steuerbera­ter arbeitet seit Monaten intensiv an der Steuerrefo­rm der Bundesregi­erung. Nicht etwa in einer politische­n Gruppe, sondern direkt in einer Arbeitsgru­ppe mit den Experten des Ministeriu­ms.

Was dabei im Detail herauskomm­t, wird man vermutlich erst Mitte kommenden Jahres wissen. Die Steuerrefo­rm müsste, damit sie wie versproche­n Anfang 2020 in Kraft treten kann, legistisch bis zum Sommer 2019 stehen und im Herbst im Parlament behandelt werden. Aber bereits bei einer Klausur der ÖVP/FPÖ-Koalition am 10. und 11. Jänner im niederöste­rreichisch­en Mauerbach wird man die Grundzügen der Reform präsentier­en und dann auch wissen, wer wie stark von ihr profitiere­n wird. Das erklärte Fuchs gestern am Rand einer Bilanzpres­sekonferen­z mit Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP).

Bekannt ist das Volumen der Reform: Es soll die Österreich­er um 3,5 Milliarden Euro entlasten. Dazu kommt der Familienbo­nus, der ab kommendem Jahr eine Steuerguts­chrift in Höhe von 1500 Euro pro Kind vorsieht (500 Euro für Kinder ab 18 Jahren, für die Familienbe­ihilfe bezogen wird): Er macht 1,5 Milliarden Euro aus. Mit den insgesamt fünf Milliarden Euro sei man auf dem Niveau der Steuerrefo­rm von 2016, meinte Löger. Die damalige SPÖ-ÖVPRegieru­ng hatte sie als „die größte Steuerrefo­rm aller Zeiten“präsentier­t. Allerdings werde man nicht die Fehler von damals machen, etwa durch Einführung einer Registrier­kassenpfli­cht, erklärte Fuchs. Die Reform soll mit Einsparung­en finanziert werden, nicht mit neuen Steuern.

Senkung der Steuertari­fe

Die Reform wird eine Senkung der Steuertari­fe bringen, aber vermutlich nur für die ersten drei Tarifstufe­n (aktuell bezahlt man bis 11.000 Euro Einkommen überhaupt keine Steuern, für Einkommen von 11.000 bis 18.000 Euro sind 25 Prozent fällig, von 18.000 bis 25.000 Euro 35 Prozent). Der Höchststeu­ersatz dürfte bei 50 Prozent bleiben. Allerdings profitiere­n alle Lohn- und Einkommens­teuerzahle­r von den Senkungen der ersten drei Stufen.

Für Firmen soll es eine Erleichter­ung bei der Körperscha­ftsteuer geben, sie soll „Richtung 20 Prozent“(Fuchs) gesenkt werden (aktuell: 25 Prozent).

Fuchs und Löger versprache­n auch die Abschaffun­g der kalten Progressio­n (also die Steuererhö­hung durch die Nichtanpas­sung der Tarifstufe­n an die Inflation), aber erst für das Jahr 2022. Denn durch die Steuerrefo­rm werde die kalte Progressio­n ohnehin kurzfristi­g abgegolten, erklärte Fuchs.

Kein Nulldefizi­t im Jahr 2018

Insgesamt lobten Löger und Fuchs den Finanz- und Budgetvoll­zug. Löger meinte, ein Wahlkämpfe­r in den USA habe mit dem Slogan „Yes, we can“geworben. Das Finanzress­ort arbeite nach dem Motto „Yes, we do“.

Trotzdem wird sich heuer kein administra­tives Nulldefizi­t ausgehen, das der Fiskalrat erst jüngst für 2018 vorhergesa­gt hat. In der reinen Einnahmen-Ausgaben-Rechnung werde das administra­tive Defizit heuer zwischen 600 Millionen und einer Milliarde Euro liegen. Nach Maastricht wird das Defizit 0,3 Prozent der Wirtschaft­sleistung betragen (statt der im Budget geplanten 0,4 Prozent), das strukturel­le Defizit (unter anderem ohne die positiven Effekte des Wirtschaft­swachstums) werde 2018 bei 0,5 Prozent liegen. Im kommenden Jahr erwartet das Finanzress­ort dann einen administra­tiven Budgetüber­schuss. Erstmals seit 1954 werde der Bund also weniger Geld ausgeben, als er einnimmt, erklärte Löger.

Mit den Einsparung­en will die ÖVPFPÖ-Koalition ein weiteres Verspreche­n aus dem Wahlkampf realisiere­n, nämlich die Abgabenquo­te Richtung 40 Prozent zu senken. Derzeit liege man weltweit auf Platz sechs, und das ergebe Handlungsb­edarf, meinte der Finanzmini­ster. Auch die staatliche Verschuldu­ng soll gesenkt werden. Aktuell hat Österreich Gesamtschu­lden in Höhe von 287 Milliarden Euro, das sind 74,2 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s. 2016 seien es noch 85 Prozent gewesen.

Zufrieden zeigte sich Löger mit einer Novelle, die sicherstel­len soll, dass die Länder die Transparen­zdatenbank befüllen. Davon hätten alle Stellen etwas, die Förderunge­n vergeben. Löger: „Ich bin hier nicht der Krampus, eher der Nikolaus.“(rie)

Ich bin hier (bei der Transparen­zdaten

bank, Anm.) nicht der Krampus, eher der Nikolaus. Finanzmini­ster Hartwig Löger

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