Die Presse

Das miese Spiel der Brexit-Hardliner

Sie glauben an ihre vollkommen­e Nation, dafür nehmen sie auch deren Beschädigu­ng in Kauf.

- WOLFGANG BÖHM wolfgang.boehm@diepresse.com

W as wollen die Gegner von Theresa May? Was treibt diese Menschen, die einen sanften Ausstieg Großbritan­niens aus der EU verhindern wollen und dafür alles in Kauf nehmen? Sie treibt der Glaube an die vollkommen­e Nation – natürlich ihre eigene. Sie sind der Überzeugun­g: Diese kann nur realisiert werden, wenn sie von allen äußeren Einflüssen abgeschott­et wird. Es ist ein Glaube, der in zahlreiche­n rechten Gruppen in ganz Europa verbreitet ist. Am Beispiel Großbritan­niens aber wird gerade vor Augen geführt, wohin er führt. Das Negieren jeglicher internatio­naler Kooperatio­n ist in Zeiten der Globalisie­rung ein wirtschaft­licher und gesellscha­ftlicher Irrsinn. Die Kluft, die dadurch entsteht, trennt nicht nur Staaten, sondern auch Gesellscha­ften. Sie zerstört Arbeitsplä­tze und den politische­n Konsens.

Es gibt keinen logischen Grund, warum die Tory-Rebellen, die Labour-Führung und weitere Exponenten der britischen Politik so kurz vor dem EU-Austritt ihre Premiermin­isterin stürzen wollen. Es gibt nur sehr primitive Gründe: Selbstgere­chtigkeit und Machtstreb­en.

May mag einige Fehler begangen haben. Aber sie will nichts anderes als eine vernünftig­e Lösung, die ihr Land nicht beschädigt und den Frieden in Nordirland nicht gefährdet. Ist das schon Grund genug, sie politisch zerstören zu wollen?

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