Ein erster Schritt in Richtung Frieden
Jemen. Die Konfliktparteien erzielen bei den Friedensgesprächen in Schweden eine Einigung über den Hafen Hodeida. Eine Hungerkatastrophe ist vorerst abgewendet.
Als im Konferenzsaal Applaus aufbrandete, war der diplomatische Poker des UN-Vermittlers geglückt. Vor Abschluss der ersten Jemen-Runde im Schloss Johannesberg bei Stockholm hatte sich Martin Griffiths seinen Chef an die Seite geholt, UN-Generalsekretär Antonio´ Guterres, der den Kriegsparteien noch einmal ins Gewissen redete.
Der massive internationale Druck wirkte. In letzter Minute einigen sich die Kriegsgegner am Donnerstag auf den derzeit wichtigsten Punkt, die Schonung und Entmilitarisierung der Hafenstadt Hodeida, der zentralen Lebensader des Landes. „Das wird die Lebensbedingungen für Millionen Jemeniten verbessern“, erklärte Guterres, der von einem „wirklichen Fortschritt“in Richtung künftiger Friedensverhandlungen sprach. „Danke, dass Sie gekommen sind, um eine bessere Zukunft für den Jemen zu diskutieren“, lobte er die beiden zwölfköpfigen Verhandlungsdelegationen, deren Leiter unter den Augen des UN-Chefdiplomaten die Einigung per Handschlag besiegelten.
70 bis 80 Prozent aller Lebensmittel, Hilfsgüter und Kraftstoffe werden an den Docks am Roten Meer gelöscht, die bisher unter der Kontrolle der Houthis standen. Bereits in den nächsten Tagen sollen die Regierungstruppen ihren Belagerungsring aufgeben, die geplante Offensive abblasen und sich zurückziehen. In der gesamten Provinz Hodeida gilt ab sofort ein Waffenstillstand. Im Gegenzug stimmten auch die schiitischen Rebellen zu, ihre Bewaffneten abzuziehen. Sie sollen die Stadt lokalen Polizeikräften übergeben und managen das Hafenareal künftig gemeinsam mit den Vereinten Nationen.
Mit der vereinbarten Rettung des Hafens scheint die befürchtete Hungerkatastrophe für die 28 Millionen Jemeniten zunächst einmal abgewendet. Bereits jetzt sind 50 Prozent der Menschen an der Südspitze der Arabischen Halbinsel unterernährt oder dem Hungertod nahe. Die UN-Hilfsorganisationen brauchen mindestens vier Milliarden Dollar, um für 2019 das Schlimmste abzuwenden. Auch für Taiz, der am heftigsten umkämpften Stadt im Zentraljemen, gab es Fortschritte in Schweden. Beide Seiten stimmten einem humanitären Korridor zu, sodass sich die eingekesselten Bewohner in Sicherheit bringen können.
Dagegen wurde die Öffnung des seit drei Jahren blockierten Flughafens von Sanaa auf die nächste Verhandlungsrunde vertagt, die wahrscheinlich Ende Jänner stattfindet. Die Regierung sowie die Verbündeten Saudiarabien und Vereinigte Arabische Emirate (VAE) verlangen, dass künftig alle Maschinen, die in Sanaa starten oder landen, zur Kontrolle einen Zwischenstopp in Aden oder Seiyoun einlegen. Ohne Tauziehen ging indessen der Austausch von Kriegsgefangenen und Häftlingen über die Bühne.