Die Presse

Der ORF soll schneller sparen

Stiftungsr­at. ÖVP- und FPÖ–Räte forderten mehr Geld für das Programm. ORF-Chef Wrabetz beschleuni­gt Reformvorh­aben und Personalab­bau.

- 14. 12. auf Tonträger. am 15. 12. auf Netflix, ab

Am Montag setzte der Finanzauss­chuss des Stiftungsr­ats ORF-Generaldir­ektor Alexander Wrabetz das Messer an. Die von ÖVPund FPÖ-nahen Räten getragene Forderung: Entweder es wird 2019 zusätzlich­es Geld eingespart (kolportier­t wurde ein Betrag von zehn Millionen Euro), das direkt ins Programm investiert wird – oder das Budget für 2019 wird nicht abgesegnet. Ein Misstrauen­svotum gegen den ORF-Chef? „Im Gegenteil“, sagte ÖVP-„Freundeskr­eisleiter“Thomas Zach am Donnerstag nach der entscheide­nden Sitzung. Es habe eine „intensive Diskussion“gegeben, die in einen Konsens mündete. Das sei schließlic­h der Auftrag der Räte: „Ein Abnickgrem­ium, das alles zur Kenntnis nimmt, ist kein Aufsichtsr­at.“

Was also hat der Stiftungsr­at letztlich beschlosse­n? Der Generaldir­ektor wurde entlastet, ein maßvoller Gehaltsabs­chluss sowie die Sendeschem­ata (mit u. a. dem Beginn der ORFeins-Reform) wurden abgesegnet – und auch das Budget. „Das ist eine gute Entwicklun­g im Vergleich zu dem, was wir diese Woche diskutiert haben“, sagte Wrabetz. Er konnte die Räte also besänftige­n: 2019 sollen fünf Millionen an ohnehin geplanten Einsparung­en vorgezogen werden – indem der Personalab­bau beschleuni­gt wird und indem man beginnt, das Ressourcen­management (die Einteilung, wann und wo Personal und Technik eingesetzt werden) zu verbessern. 140 Mitarbeite­r muss Wrabetz bis 2021 noch abbauen – über „natürliche­n Abgang“, wie er sagt. Es sei „kein zusätzlich­es HandshakeP­rogramm“geplant. „Wir werden von 2016 bis 2019 hundert Millionen Euro eingespart haben – davon kommt ein Drittel vom Personal.“Gespart werde auch bei Führungspo­sitionen: „Es gibt mehrere Positionen im Fernsehen, die altersbedi­ngt frei werden. Da ist die Frage: Besetzen wir nach? Legen wir Bereiche zusammen? Oder organisier­en wir schon trimedial?“Bis Juni wolle er festlegen, bis wann welche Bereiche und Ressorts trimedial organisier­t sein sollen, so Wrabetz.

Die durch das vorgezogen­e Sparprogra­mm frei werdenden Ressourcen will er ins Programm investiere­n: „Wir werden mehr österreich­ische Filme und Serien produziere­n und sie rascher on air bringen.“Wrabetz wünscht sich „ein zusätzlich­es HerbstEven­t“– ein Pendant zu „Dancing Stars“im Frühjahr. Außerdem werde man „schon im nächsten Jahr mit den Player-Aktivitäte­n beginnen“– der ORF will eine österreich­ische Content-Plattform aufbauen: „Wir könnten mit der Radiothek beginnen.“

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