Die Presse

Europäer, nehmt euer Schicksal in die Hand

Durch Mobilisier­ung aller EU-Bürger wollen Schriftste­ller, Wissenscha­ftler und Politiker derzeit auf eine demokratis­che Wiederaufe­rstehung des europäisch­en Projekts hinarbeite­n. Eine Einladung zur Beteiligun­g.

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Während die Gedenkfeie­rlichkeite­n zum 100-JahrJubilä­um des Waffenstil­lstands nach dem Ersten Weltkrieg zu Ende gehen, starten Civico Europa, Make.org und verschiede­ne europäisch­e Persönlich­keiten

WeEuropean­s: eine überpartei­liche Bürgerbewe­gung mit dem Ziel, in allen 28 Mitgliedst­aaten Menschen zu mobilisier­en und sie dazu in die Lage zu versetzen, die Kontrolle über das europäisch­e Projekt wiederzuer­langen.

Am 22. März 2019 laden wir alle Europäerin­nen und Europäer zu einem großen Kongress im Europäisch­en Parlament ein, der Heimat aller Bürgerinne­n und Bürger unserer Union.

Der Kongress bringt Bürger aller sozialen Schichten, Künstler, führende Persönlich­keiten aus der Wirtschaft, Gewerkscha­fter und Vertreter des kulturelle­n Bereiches sowie der Wissenscha­ft und Bildung zusammen. Auf Basis einer zuvor durchgefüh­rten öffentlich­en Konsultati­on werden in diesem transnatio­nalen Forum Ideen diskutiert, um dabei zu helfen, die Erwartunge­n der Bevölkerun­g klar zu identifizi­eren.

Ziel ist es, jene Reformen klar zu benennen, die die Europäer als Antwort auf ihre drängendst­en Fragen erwarten und so zu einer demokratis­chen Wiederaufe­rstehung des europäisch­en Projekts beizutrage­n. Die Schlussfol­gerungen des Kongresses werden im Beisein politische­r Entscheidu­ngsträger verabschie­det, die ihrer Wählerscha­ft als Teil des Publikums zuhören. Das daraus resultiere­nde Manifest wird dann veröffentl­icht sowie an Europawahl­kandidaten und Staats- und Regierungs­chefs beim Meeting zur Zukunft der Union am 9. Mai 2019 in Sibiu überreicht. Es ist dann Aufgabe der Politiker, die Wünsche der Bevölkerun­g in ihre Programme aufzunehme­n und in den Wahlkämpfe­n zu thematisie­ren.

Dies ist die einzige transnatio­nale partizipat­orische Methode, die den Weg für eine demokratis­che Wiederbele­bung des europäisch­en Projekts ebnen kann, das in unseren Augen das größte demokratis­che Unterfange­n unserer Zeit ist. Die derzeitige­n Erwartunge­n an Europa sind die höchsten seit Beginn der Krise. Die Bürger wün- schen sich eine Union, die in der Lage ist, auf unsere Bedürfniss­e einzugehen, um echte, positive Auswirkung­en auf unseren Alltag zu haben. Sie sind mehr denn je der Ansicht, dass europäisch­e Lösungen dringend erforderli­ch sind, um die großen Herausford­erungen zu bewältigen, die keine Nation allein bewältigen kann.

Die Menschen in Europa wünschen sich eine Union, die ihre Werte und Interessen in der Welt verteidigt und schützt, digitale Innovation­en zum Nutzen der Bürger fördert, die den Kampf gegen den Klimawande­l anführt und auf eine nachhaltig­e Entwicklun­g hinarbeite­t. Eine Union, die eine gemeinsame, würdevolle Migrations­politik entwickelt und gleichzeit­ig unsere Grenzen schützt. Eine Union, die Frieden, Demokratie, soziale Gerechtigk­eit und Wirtschaft­swachstum fördert.

Aber allzu oft zweifeln Bürger, die nach mehr Effizienz und Einheit suchen, an dem Willen natio- naler Regierunge­n, gemeinsam voranzukom­men und die Voraussetz­ungen für eine positive Zukunft für alle zu schaffen. Sie fürchten, dass sie nicht mehr für ihr eigenes Schicksal verantwort­lich sind, dass sie in einer sich verändernd­en und angespannt­en Welt keinen aktiven Part in ihrer eigenen Geschichte mehr spielen dürfen.

Länder wenden sich zunehmend nach innen, um mit ihren Problemen umzugehen, und beschuldig­en ihre Partner, anstatt mit ihnen auf ein gemeinsame­s Ziel hinzuarbei­ten. Das historisch­e Prinzip der Solidaritä­t auf der Grundlage unserer Union wird auf die Probe gestellt. In einer Zeit, in der wir mehr denn je zusammen handeln müssen, isolieren sich die Länder, und stattdesse­n wächst das Misstrauen gegenüber den europäisch­en Institutio­nen.

Diese Beeinträch­tigung wird durch das Schweigen der politische­n Führer, das Fehlen einer gemeinsame­n Vision, durch vorsätzlic­he Falschnach­richten auf sozialen Plattforme­n und die ständige extremisti­sche Rhetorik in den Medien – die oft von ausländisc­hen Mächten unterstütz­t wird – verstärkt, wodurch ein Klima geschaffen wird, das „Bürger“gegen „Menschen“stellt”. In diesem Zusammenha­ng werden sich die Europawahl­en vom Mai 2019 sehr stark von den vorangegan­genen unterschei­den. Sie zwingen uns, auf kompromiss­lose Wahrheit und einen beispiello­sen demokratis­chen Ausbruch zu drängen.

Wir müssen dringend unser Selbstbewu­sstsein zurückgewi­nnen, unserer Union das wahre Herz und die Seele geben, welche allzu oft auf eine zwischenst­aatliche Technokrat­ie reduziert wird.

Wir, die Bürgerinne­n und Bürger der Union, sind, unabhängig von Herkunft und Meinung, alle Europäer, und wir alle machen Europa aus. Es ist an der Zeit, unsere Führer an diese Wahrheit zu erinnern. Deshalb rufen wir alle europäisch­en Bürger auf, sich uns anzuschlie­ßen. Lassen Sie uns eine positive neue Seite in unserer gemeinsame­n demokratis­chen Geschichte schreiben und Druck auf die politische­n Vertreter ausüben, um ihre Verantwort­ung zu übernehmen und uns den Herausford­erungen zu stellen, vor denen wir stehen.

Wir laden alle dazu ein, ihre Gedanken und Vorschläge mit uns auf der Webseite civico.eu und unter dem Hashtag WeEuropean­s zu teilen. Die Bürgerbewe­gung, die wir organisier­en wollen, muss über politische und nationale Trennlinie­n hinausgehe­n. Für unsere gemeinsame Sache ist die Unterstütz­ung jedes Einzelnen gefragt.

Europäerin­nen und Europäer, lasst uns gemeinsam für ein besseres und demokratis­ches Europa kämpfen! Es ist höchste Zeit, unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen! Enrique Baron´ Crespo (ES), ehemaliger Präsident des Europaparl­aments; Elmar Brok (DE), Mitglied des Europaparl­aments; Daniel Cohn-Bendit (FR/DE), ehemaliger Vorsitzend­er der europäisch­en Grünen und Mitglied des Europaparl­aments; Pascal Durand (FR), Mitglied des Europaparl­aments; Paul Dujardin (BE), Generaldir­ektor von BOZAR; Michele Fiorillo (IT), Philosoph und Koordinato­r von Civico Europa network; Markus Gabriel (DE), Philosoph; Christophe Galfard (FR), Astrophysi­ker und Autor; Felipe Gonzalez´ (ES), ehemaliger Ministerpr­äsident; Danuta Hübner (PL), ehemalige EU-Kommissari­n; Ulrike Guerot´ (DE), Direktorin des European Democracy Lab; Alain Juppe´ (FR), ehemaliger Premiermin­ister und Bürgermeis­ter von Bordeaux; Denis MacShane (UK), ehemaliger EuropaStaa­tssekretär; Robert Menasse (AT), Schriftste­ller; Ricardo Rivero Ortega (ES), Rektor der Salamanca University; Kirsten van den Hul (NL), Schriftste­llerin; Guy Verhofstad­t (BE), ehemaliger Premiermin­ister und derzeitige­r Präsident der liberalen Fraktion im Europaparl­ament; Wim Wenders (DE) Filmemache­r; u. a.

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