Innovationen – made in Austria?
Österreich hätte ausreichend Potenzial, um die digitale Aufholjagd der Europäer zu unterstützen.
Ende November fand an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) die Veranstaltung „Europa als globaler Innovation Leader – Traum oder mögliche Realität?“statt. Bundeskanzler Sebastian Kurz und Eric Schmidt (Aufsichtsrat bei der Google-Mutter Alphabet) sprachen vor über 500 Studierenden unter anderem über das Innovationspotenzial Österreichs.
Eric Schmidt attestierte der Risikobereitschaft in Hinblick auf Unternehmensgründungen und dem österreichischen Bildungssystem noch Luft nach oben. Gleichzeitig lobte er die Qualität österreichischer Universitätsabsolventinnen und -Absolventen. Als Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien bin ich überzeugt, dass die Universitäten einen großen Innovationsbeitrag leisten und noch leisten können.
Innovationen brauchen aber auch Innovationsnetzwerke – also Institutionen, die sich zum Zweck des Austauschs von Wissen und Ressourcen zusammenschließen. Universitäten als Forschungsstätten und Orte der Bildung junger Menschen sind mit ihren internationalen Kontakten wichtige Knoten in solchen Innovationsnetzwerken. Sie haben ein ureigenes Interesse, dass Europa führend bei Innovationen wird – und spielen eine wichtige Rolle darin, dieses Ziel zu erreichen.
Gerade in Bezug auf digitale Innovationen werden an vielen europäischen Universitäten und Forschungseinrichtungen substanzielle Entwicklungen vorangetrieben. Wichtig ist dabei aber eine interdisziplinäre Betrachtung. Digitalisierung benötigt nicht nur technologische Entwicklungen. Es braucht einen gesamthaften Ansatz. So sind das Forschungsinstitut für Kryptoökonomie und das Austrian Blockchain Center (ABC) ganz bewusst an der Wirtschaftsuniversität angesiedelt, um den Potenzialen der Blockchain-Technologie gerecht zu werden, um nicht nur die technischen Aspek- te, sondern vor allem auch ökonomische, soziale und rechtliche Themen zu erforschen.
Eine enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ist dabei eine wichtige Grundlage, um aus Ideen Innovationen werden zu lassen. Unternehmenspartner geben Impulse für Forschungsprojekte. Gleichzeitig braucht ein innovatives Milieu viele gut ausgebildete Menschen. Auch da spielen die Unis eine wichtige Rolle.
An der WU gibt es z. B. auch ein Stipendienprogramm für begabte junge Menschen aus sozial schwachen Familienverhältnissen, die sich ein Studium nicht leisten können. Eric Schmidt plädierte an freies Unternehmertum und erinnerte daran, dass erfolgreiche Entrepreneure nicht nur aus akademischen, sondern oft aus nicht privilegierten Familien kommen. Diese gilt es zu fördern, wie beispielsweise im Playpark am Sachsenplatz im 20. Bezirk, an dem auch die WU beteiligt ist.
Damit sich Innovationspotenzial entfalten kann, braucht es aber natürlich auch ein entsprechend konstruktives und förderndes politisches Umfeld. Universitäten leisten mit ihrem wissenschaftlich generierten Wissen einen Beitrag zu evidenzbasierter Politik.
Dass wissenschaftliche Empfehlungen ernst genommen werden und in politische Entscheidungen einfließen – da ist in Österreich sicher noch Luft nach oben.
Gemeinsam hat das Dreiergespann Wissenschaft-Wirtschaft-Politik aber großes Gestaltungspotenzial, um Österreich einen kräftigen Schub nach vorn zu geben. Auch in Sachen Digitalisierung und Innovation.