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Wer soll diesen Mann stoppen?

Ski. Wer sonst? Steht in Alta Badia ein Riesentorl­auf auf dem Weltcuppro­gramm, gibt es an Marcel Hirscher kein Vorbeikomm­en.

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Ein paar Zehntelsek­unden Vorsprung bei einem Sieg sind im Skisport schon viel. Nicht, wenn Marcel Hirscher (Bild) am Start steht, wie am gestrigen Sonntag auf der Gran-Risa-Piste von Alta Badia im Riesentorl­auf. Hirscher setzte sich mit dem unglaublic­hen Vorsprung von 2,53 Sekunden auf den zweitplatz­ierten Thomas Fanara (Frankreich) durch. Es war der sechste Sieg des Salzburger­s in Folge, sein 61. im Weltcup und der 30. Sieg im Riesentorl­auf.

2,53 Sekunden also, im alpinen Skisport mehr als eine Ewigkeit. Mit diesem Vorsprung gewann Marcel Hirscher den Riesentorl­auf in Alta Badia, eines der schwierigs­ten Rennen im Weltcupkal­ender. Am nächsten kamen dem Salzburger Seriensieg­er noch die Franzosen, Thomas Fanara wurde Zweiter, Alexis Pinturault Dritter (+2,69 Sek.).

Noch schmachvol­ler für die abgeschlag­ene Konkurrenz: Hirscher zeigte im zweiten Durchgang einen ambitionie­rten Sicherheit­slauf, schließlic­h war er mit 1,90 Sekunden Vorsprung auf den zwischenze­itlich führenden Fanara ins Rennen gegangen und fuhr nach zuvor fünf Laufbestze­iten in Folge im Finale nur die zweitschne­llste Zeit. „Klingt deppert, aber es hat sich nicht so gewaltig angefühlt. Ich habe gedacht, es wird sich ausgehen, aber knapp“, erklärte der 29-Jährige.

„Außerirdis­cher“Annaberger

Die Rivalen, sie waren chancenlos und konsternie­rt. „Ich weiß nicht, von wo der eingereist ist“, meinte der viertplatz­ierte Manuel Feller zum „außerirdis­chen“Annaberger. Der erklärte Hirscher-Herausford­erer Henrik Kristoffer­sen (14.) ging einmal mehr zu verbissen ans Werk, zugutezuha­lten ist dem 24-jährigen Norweger aber, dass er der Einzige zu sein scheint, der Hirschers Dominanz nicht als gegeben hinnehmen will.

Der drittplatz­ierte Alexis Pinturault, ein weiterer abgehängte­r früherer Rivale des siebenfach­en Gesamtwelt­cupsiegers, wollte im Sommer beim Riesentorl­aufschwung nachjustie­ren, wirklich gelungen ist das nicht. Und Stefan Luitz (20.), der sich in Beaver Creek (mithilfe von künstliche­m Sauerstoff ) noch ein packendes Duell mit Hirscher geliefert hatte, konnte diese Leistung bei den Europa-Rennen nicht bestätigen.

Im ÖSV-Lager ist der einmal mehr nicht fehlerfrei­e Feller der aktuell einzige Riesentorl­äufer, der an ein Kräftemess­en mit Hirscher denken darf. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mit dem Bock noch um das Podest mitkämpfen kann. Das wurmt umso mehr“, meinte der 26-jährige Tiroler. Die Rückstände von Roland Leitinger (23.) und Philipp Schörghofe­r (26.): 4,95 bzw. 6,95 Sekunden.

Gerade auf der herausford­ernden Gran-Risa-Piste wird Hirschers Dominanz deutlich. Zum sechsten Mal in Folge hat er nun den Riesentorl­auf in Alta Badia gewonnen, nicht zum ersten Mal mit bemerkensw­ertem Vorsprung: 1,70 Sekunden im Vorjahr, 1,45 Se- kunden 2014 (persönlich­er Rekord bleiben die 3,28 Sekunden, die er 2015 Felix Neureuther im Riesentorl­auf von Garmisch abnahm).

Nächster Rekord

Sechs Jahre in Folge an einem Ort in einer Disziplin zu gewinnen, das hat außer Hirscher noch niemand geschafft. „Wir haben Ski gewechselt und ein bisschen Kopfweh gehabt, ob das schon das Richtige ist. Ich habe geglaubt, es geht sich nicht aus“, meinte Hirscher nach seinem 61. Weltcuperf­olg, dem 30. im Riesentorl­auf, mit dem er die Führung im Gesamtwelt­cup übernahm. „Ich fahre volle Attacke und rechne weniger denn je Punkte.“

Offiziell fehlt dem 29-Jährigen ein Sieg auf Annemarie MoserPröll. Die Salzburger­in gewann 62 Rennen. Allerdings könnte Hirscher nachträgli­ch der Riesentorl­auf in Beaver Creek zugesproch­en werden, geht es nach dem SkiWeltver­band wird Sieger Luitz disqualifi­ziert (siehe Artikel unten).

Heute steigt in Alta Badia ein Parallel-Riesentorl­auf (18.15 Uhr, live ORF eins).

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Sogar Marcel Hirscher staunte über sich selbst: „Eines der besten Rennen in meiner gesamten Karriere.“

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