Die Presse

Schon Jesus bekam Gold

Gold. Bargeld, Gutscheine und Spielzeug sind die beliebtest­en Weihnachts­geschenke. Aber Gold war schon vor 2018 Jahren vor Ort. Ein Überblick über Münzen, Barren und das Goldjahr.

- VON NIKOLAUS JILCH E-Mails an: nikolaus.jilch@diepresse.com

MEIN GELD Gutscheine gehören zu den beliebtest­en Weihnachts­geschenken. Aber Gold schenkte man schon vor 2018 Jahren.

Preisfrage: Was brachten die drei Weisen aus dem Morgenland dem frisch geborenen Jesuskind als Geschenk? War es Plastikspi­elzeug? Waren es iTunes-Gutscheine? Oder Bücher? Nein. Wie wir aus gut unterricht­eter Quelle wissen, brachten sie Weihrauch, Myrrhe und natürlich Gold. Das Edelmetall wird in der Bibel 417-mal erwähnt. Silber 320-mal. Das Wort „Geld“nur 140-mal. Trotzdem hat der schnöde Mammon, in Form von Bargeld oder Gutscheine­n, das Edelmetall unterm Weihnachts­baum 2018 Jahre später verdrängt. Schade eigentlich, denn von physischem Gold hat man länger etwas. Viele nutzen es als Sparbucher­satz. Nicht weil die Zinsen so hoch sind, sondern weil man sich eine Ausgabe doch zweimal überlegt, bevor man Gold dafür hergibt. „Die Presse“gibt einen Überblick über Münzen, Barren und das Goldjahr.

Erste Anlaufstel­le: der Wiener Philharmon­iker aus der Prägestätt­e am Wiener Heumarkt. Mit einer Geschichte, die bis ins Jahr 1194 zurückreic­ht, ist die Münze Österreich wohl der älteste Industrieb­etrieb des Landes. Der Philharmon­iker feiert 2019 seinen 30. Geburtstag. Die Münze aus Wien zählt zu den wichtigste­n weltweit und hat aus dem verschlafe­nen Münzamt einen globalen Player gemacht.

„Je größer, desto billiger“

Das Jahr habe heuer schwach angefangen, sagt Münze-Chef Gerhard Starsich: „Der Jänner war noch gut. März bis Juni waren sehr flau. Im Sommer dachten wir, es hätte eine mehrjährig­e Dürre begonnen. Aber dann ist das Geschäft plötzlich angesprung­en.“

Im Sommer war der Goldpreis zeitweise nur knapp über 1000 Euro. Die Österreich­er haben also gelernt, nicht nur bei steigenden Preisen zu kaufen – sondern auch bei fallenden. Den Philharmon­iker gibt es in vier Größen: Zehntel-, Viertel-, halbe und ganze Unze. Die Faustregel sei hier dieselbe wie im sonstigen Goldgeschä­ft, so Starsich: „Je größer, desto billiger.“Für eine Unze zahlt man einen Aufschlag von drei Prozent auf den Tagesgoldp­reis. Bei einer Viertelunz­e sind es schon fünf Prozent.

Variante zwei sind Goldbarren, etwa jene von der Ögussa, die Shops in ganz Österreich betreibt. Das Jahresbild kennen wir schon: „Das erste Halbjahr war mau, aber jetzt geht es rund. Wir arbeiten in der Nacht und an den Wochenende­n, um der Nachfrage gerecht zu werden“, erklärt ÖgussaChef Marcus Fasching.

Nicht nur die Festzeit treibe die Menschen zum Gold, sagt er. Auch die Unsicherhe­iten über die Welt. Über den Brexit, den Euro und den Handelskri­eg. „Wer weiß, was passiert. Das Vertrauen in die Währungen ist auch nicht grenzenlos. Gold war eben immer Geld und ein Investment“, so Fasching. Die Bestseller bei der Ögussa sind die 50- und die 100-Gramm-Barren. „Die sind nicht so klein, dass man ein übertriebe­nes Aufgeld zahlen würde.“Beim Kauf kleiner Stückelung­en ist Vorsicht geboten: Bei einem Barren im einstellig­en Grammberei­ch kann es passieren, dass man 30 Prozent Aufpreis zahlen muss. Keine gute Idee bei einem Investment.

Und darum geht es am Ende des Tages doch, egal ob man für sich selbst oder für andere kauft. „Wir sehen beides“, sagt Gernot Hinteregge­r, Wiener Geschäftsf­ührer des großen deutschen Händlers Pro Aurum: „Weihnachts­geschenke in physischen Werten werden immer beliebter. Es gibt Omas, die drei Unzen für die Enkelkinde­r kaufen. Auch Eltern. Wenn die Kinder Teenager sind, will man oft kein Geld schenken, weil sie es sofort ausgeben.“Aber auch die Investoren tauchen zu Jahresende verstärkt auf: „Du hast inzwischen Leute, die ihr Weihnachts­geld veranlagen.“

Die Analysten sind vorsichtig optimistis­ch, was den Goldpreis angeht, der aktuell bei knapp unter 1100 Euro pro Unze steht. „Die Notenbanke­n entziehen dem Markt nach zehn Jahren das Sicherheit­snetz“, sagt Experte Ronald Stöferle von Incrementu­m: „Bei den Aktien ist das Bild gerade nicht sehr rosig. Sollten die Notenbanke­n ihre Zinsen jetzt unten lassen oder gar wieder senken, wäre das ein großer Trigger. Die Zeit des Goldes kommt gerade.“

Übrigens: Wie viel Gold die Heiligen Drei Könige geschenkt haben, ist nicht überliefer­t. Theorien gehen von bis zu drei Kilo Metall aus – wohl in der Form römischer Münzen aus der Zeit von Kaiser Augustus.

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 ?? [ Reuters ] ?? Ein Christbaum aus Gold. Made in Japan, bestückt mit Wiener Philharmon­ikern und aufgestell­t bei Pro Aurum in München.
[ Reuters ] Ein Christbaum aus Gold. Made in Japan, bestückt mit Wiener Philharmon­ikern und aufgestell­t bei Pro Aurum in München.
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