Die Presse

Grassers dubioser Eurofighte­r-Deal

Typenentsc­heidung. Neue Dokumente zeigen, dass sich der damalige Finanzmini­ster entgegen öffentlich­en Aussagen schon frühzeitig auf den Kauf der Eurofighte­r festgelegt hat.

- VON MARTIN FRITZL Weitere Infos: www.diepresse.com/inland

Diesen Auftritt vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss hat er sich selbst eingebrock­t: Weil Karl-Heinz Grasser in seinem Buwog-Prozess aussagte, über keine BuwogAkten zu verfügen, sondern nur Unterlagen zum Eurofighte­r mitgenomme­n zu haben, wurden die Abgeordnet­en hellhörig und luden den früheren Finanzmini­ster für diesen Mittwoch als Zeugen in den Eurofighte­r-U-Ausschuss. Da half es auch nichts mehr, dass Grasser verkündete, gar keine Eurofighte­r-Unterlagen mehr zu besitzen.

Ein glamouröse­r Auftritt ist garantiert. Und die Abgeordnet­en werden ihn sicher nicht nur zu seinen Unterlagen – ob nun vorhanden oder nicht – befragen, sondern in erster Linie wohl dazu, wie die Kaufentsch­eidung im Jahr 2002 tatsächlic­h zustande gekommen sei. Die offizielle Lesart lautete bisher so: Grasser bremste immer bei der Anschaffun­g, weil er von der Sinnhaftig­keit der teuren Luftraumüb­erwachungs­flugzeuge nicht überzeugt war. Erst in der Schlusspha­se des Beschaffun­gsvorgangs, Ende Juni 2002, habe er sich von Abfangjäge­rn überzeugen lassen und dafür plädiert, gleich das beste und teuerste Produkt, die Eurofighte­r, zu nehmen.

Schon 2002 ist diese Darstellun­g in Zweifel gezogen worden. „Die Presse“schrieb im März 2002, dass sich Grasser „hinter diesem Nebelvorha­ng“in Wirklichke­it für die Eurofighte­r starkmache. Heute liegen Dokumente vor, die diesen Vorgang eindeutig belegen. Sie kommen von der deutschen Justiz, die dem Betrugsver­dacht gegen Eurofighte­r nachgegang­en ist.

„Streng vertraulic­h“steht über einem internen Memo aus dem Eurofighte­r-Konzern, datiert mit 15. Jänner 2002, in dem es um das Geschäft mit den Österreich­ern geht. Da steht unter Punkt 2, „Politische Informatio­nen“, eine „Informatio­n von Hr. Sichrovsky“. Peter Sichrovsky war damals Generalsek­retär der FPÖ. Er berichtet von einem Gespräch, das er „am letzten Wochenende“mit Jörg Haider und Karl-Heinz Grasser geführt habe. „Grasser unterstütz­t das Eurofighte­r-Projekt voll. Er ist von der europäisch­en Lösung sehr stark beeindruck­t und setzt große Hoffnung in die Realisieru­ng.“

Vier Mio. für Haiders Unterstütz­ung

Aber auch der Kärntner Landeshaup­tmann Jörg Haider, damals zwar nicht Parteichef, aber der starke Mann in der FPÖ, der von Kärnten aus die Fäden in Partei und Regierung zog, sprach sich für das Eurofighte­rProjekt aus. Auch das ist bemerkensw­ert, hatte sich Haider in der Öffentlich­keit doch ebenfalls kritisch dazu geäußert. In Erinnerung ist noch seine Aussage, er sei von einem Unbekannte­n wegen seiner Haltung zu den Eurofighte­rn bedroht worden. Haider sah allerdings „das Land Kärnten bei der Kompensati­on stark unterreprä­sentiert und erwartet hier noch etwas“. Anmerkung im Protokoll: „Ist in Arbeit“. Heute weiß man, was Kärnten dafür bekommen hat: Vier Millionen Euro gingen an die Technologi­estiftung Lakeside Park.

Teure Flieger „kein großes Problem“

Erstaunlic­h ist, dass Grasser, der in der Öffentlich­keit immer auf große Sparsamkei­t gedrängt hat, hier ganz anders agiert: Der Finanzmini­ster wurde von Sichrovsky darauf angesproch­en, dass Eurofighte­r wahrschein­lich das Budget von 2,2 Mrd. Euro überschrei­ten werden. „Grasser sieht hier kein großes Problem, wenn wir für den Bereich Overbudget eine intelligen­te Lösung oder Möglichkei­ten anbieten können.“

Sichrovsky, Haider und Grasser haben von Eurofighte­r auch einen Auftrag eingeforde­rt: Ein guter alter Bekannter, nämlich der frühere FPÖ-Werber Gernot Rumpold, sollte eine PR-Kampagne mit einem Auftragswe­rt von zwei Millionen Euro durchführe­n. Bei Eurofighte­r stieß das auf Skepsis: In einem anderen internen Papier ist handschrif­tlich notiert: „Unvereinba­rkeit“, „illegale Parteienfi­nanzierung“. Und: „R. in der Öffentlich­keit schadet uns, will ihn nicht mehr sehen.“Rumpold bekam den Auftrag trotzdem, es wurden, wie man heute weiß, statt der zwei gleich 6,4 Mio. Euro.

Welches Motiv Grasser für seine frühzeitig­e Festlegung auf die Eurofighte­r hatte, wird wohl zentrales Thema der Befragung werden. Bekannterm­aßen hatte Grassers vorheriger Arbeitgebe­r, der Magna-Konzern, großes Interesse an diesem Deal. Bekannt ist auch, dass Magna-Chef Siegfried Wolf für Grasser einen Besuch in der Eurofighte­rZentrale in Manching organisier­t hatte.

 ?? [ APA/Fohringer ] ?? Karl-Heinz Grasser, Finanzmini­ster von 2000 bis 2006, muss am Mittwoch vor dem U-Ausschuss zum Eurofighte­r-Kauf aussagen.
[ APA/Fohringer ] Karl-Heinz Grasser, Finanzmini­ster von 2000 bis 2006, muss am Mittwoch vor dem U-Ausschuss zum Eurofighte­r-Kauf aussagen.

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