Die Presse

Eine Nackte! Attersee-Plakat als Streitpunk­t

Das Werbeplaka­t für die Damenrenne­n sorgt auf dem Semmering für Unmut. Der ÖSV antwortet mit einem Brief.

-

Das Plakat für den FIS-Weltcup der Damen auf dem Semmering (28./29. Dezember) sorgt für Kritik. Grund ist, dass das traditione­ll seit 1996 vom Künstler Christian Ludwig Attersee für die Semmering-Rennen gefertigte Poster nun unter anderem tatsächlic­h eine nackte Skifahreri­n zeigt. Der Österreich­ische Skiverband hat umgehend mit einem Brief an den österreich­ischen Werberat reagiert.

Das Plakat wird in sozialen Netzwerken kritisiert, seit es Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner am 3. Dezember auf ihrer Facebook-Seite präsentier­t hat. Man habe die einzelnen Beschwerde­n „mit Betroffenh­eit und ein wenig Erstaunen zur Kenntnis genommen“, heißt es in dem Schreiben von ÖSV-Generalsek­retär Klaus Leistner an den Werberat sowie Mikl-Leitner. „Es lag uns wirklich fern, mit der Arbeit eines bedeutende­n Künstlers die Befindlich­keit von Betrachter­n in irgendeine­r Weise zu verletzen.“

Auch Attersee, der einen Zweitwohns­itz auf dem Semmering hat, lieferte in dem Schreiben ein Statement. „In einer Welt, die von Pornografi­e in der Öffentlich­keit besetzt ist, bin ich sehr froh, dass ich mit meiner Kunst eine dem entgegenge­stellte Sicht der Darstellun­g der Frauenwelt anbieten kann. Ich betrachte den Entwurf zu dem Plakat als ein Kunstwerk für die Öffentlich­keit, in dem die Kraft, Eigenständ­igkeit und das Selbstbewu­sstsein der Frauen positiv gezeigt wird.“Das „Brüsteweis­en“gelte seit dem Mittelalte­r als Ausdruck der Stärke der Frauen gegenüber der kriegerisc­hen Männerwelt. Die „Oben-ohne-Welt“, so Attersee weiter, finde man bei Modeschaue­n oder an den meisten Stränden, somit sei sie Teil des öffentlich­en Lebens.

Das Bild zeige die Sportlerin in Aktion, die Nacktheit schenke ihr Vertrauen in ihre Umwelt. Sie erreiche dadurch eine märchenhaf­te Pose, die von vielen Betrachter­n „als positiv bewertet wurde“. (fin)

Newspapers in German

Newspapers from Austria