Die Silberperle aus der Grazer Auster
Schwimmen. Caroline Pilhatsch, 19, gewann mit Silber über 50 Meter Rücken Österreichs erste WM-Medaille seit 2010. Die Steirerin hat aber noch größere Ziele, der Olympiatraum ist nur über das 100-Meter-Rennen erreichbar.
Caroline Pilhatsch darf sich seit Samstag Vizeweltmeisterin nennen. Mit Silber in Hangzhou über 50 Meter Rücken brachte die Steirerin Österreich nach achtjähriger Pause wieder auf ein Siegerbild von Schwimmweltmeisterschaften. Dabei hat die 19-Jährige erst vor rund sieben Jahren mit diesem Sport begonnen. Und trotz ihres jungen Sportlerinnenalters fehlen ihr nur 32/100 auf den Weltrekord von 25,67 Sekunden.
„Einmal eine Medaille zu gewinnen, das war das große Ziel. Dass es jetzt schon in Erfüllung geht, ist großartig“, sagte Pilhatsch nach ihrem Coup. „Das hatte ich nicht so erwartet“, sagte die Grazerin. „Aber Dirk hat mir das Vertrauen gegeben.“Dirk Lange fungiert seit 2012 als steirischer Landesverbandstrainer. Der deutsche Star-Coach war auch schon Cheftrainer seines Heimatlandes und hat mit etlichen Athleten zahlreiche Medaillen geholt. Sein vielleicht prominentester Schützling ist Cameron van der Burgh, Doppel-Weltmeister von Hangzhou.
Ein Erfolgsbaustein ist die Arbeit im Potsdamer Strömungskanal, da wurde an der Schnelligkeit gearbeitet. Pilhatsch trainiert ansonst in der Grazer „Auster“, dort profitiert sie vor allem auch von ausländischen Trainingsgästen. Es ist der direkte Vergleich, der ihr mehr abverlangt. Und sie möchte das noch in weitere Topergebnisse umsetzen: „Da sind schon noch ein paar Ziele, die ich gerne erledigen würde. Langfristig ist Olympia das Ziel mit den 100 Meter Rücken.“Die nächste Chance bietet sich 2020 in Tokio. Denn, der Sprint über 50 Meter ist nicht olympisch.
Für Rio de Janeiro 2016 reichte es knapp nicht – 1:01,29 Min., dazu erlitt sie einen Mittelfußknochenbruch. Das FINA-A-Limit für die Gwangju-WM im Juli lautet 1:00,59 Min. es könnte für sie die nächste Etappe sein. Ab sofort gilt Pilhatsch – ihr Pendant bei den Herren ist Felix Auböck – mit der Medaille als Leaderin der jungen OSV-Damen. Immerhin haben aus der OSV-Riege sonst nur Mirna und Dinko Jukic,´ Fabienne Nadarajah, Maxim Podoprigora und Markus Rogan WM-Medaillen gewonnen. „Es ist mir eine Ehre. Aber das Leben geht ganz normal weiter. Vielleicht kann ich andere damit begeistern und es gibt wieder mehr Fokus auf den Schwimmsport.“
Das sagt ein Teenager, deren fernere Vergangenheit in der Gymnastik liegt. Bis zu ihrem zwölften Lebensjahr war sie da wie ihre Schwestern Sabrina, Victoria und Isabella engagiert. Denn Mutter Birigt war einst eine Größe, 1984 bei der Wien-EM Fünfte. Tochter Caroline hatte mit ihrer Körpergröße – 1,79 Meter – aber eher das Gardemaß für eine Schwimmerin. Also folgte sie ihrem Vater Alexander, Olympia-Teilnehmer 1984 und 1988, sowie den Brüdern Daniel und Stefan ins Becken.
Und da gab es auch Großvater Arnulf Pilhatsch, ein im Jahr 2000 verstorbener Olympia-Hochspringer (1948) und Rallypilot. Mit so großer und vor allem schneller Sporttradition in der Familie hat sie jedenfalls die besten Voraussetzungen. (APA/fin)