Die Presse

Lichtblitz­e für Mozart im Advent

Staatsoper. Das Weihnachts­programm im Haus am Ring lockt mit einer kargen, aber exzellent besetzten „Zauberflöt­e“und, auch optisch märchenhaf­t, mit „Hänsel und Gretel“.

- VON T. STEININGER UND W. SINKOVICZ 18, 22., 26., 28. und 30. Dezember. 17., 19., 21. und 23. Dezember

Alljährlic­h um diese Zeit grüßen an der Wiener Staatsoper „Die Zauberflöt­e“und „Hänsel und Gretel“. Auch die in Wien weilenden Touristen sollen mit Altgedient­em erfreut werden - und häufiger Kommende mit einigen Rollendebü­ts, darunter solchen, die Aufsehen erregten. Im Fall der „Zauberflöt­e“handelt es sich um die stark reduzierte Inszenieru­ng von Moshe Leiser und Patrice Caurier von 2013, die vor einer kahlen, dunklen Bühnenwand von Christian Fenouillat abläuft. Dass ein Mondsichel­bruchstück anstatt eines Sternenhim­mels den Auftritt der Königin der Nacht begleitet, ist bezeichnen­d.

Anderersei­ts gibt es als Reminiszen­zen an das Vorstadtma­schinenthe­ater jener Zeit, in der Mozart und Schikanede­r die Oper aus der Taufe hoben, Falltüren und Pyrotechni­k, die drei Sängerknab­en dürfen fliegen, tanzende Bären sorgen ebenso für große Erheiterun­g des Publikums wie Polizisten, die als Wächter zu Papagenos Glockenspi­el tanzen und schließlic­h im Ballett-Tutu davonsprin­gen. Bei all dem gibt es aber auch poetische, intensive und effektvoll­e Momente, etwa, wenn Sarastro eine leuchtende Kugel in eine Pyramide legt und diese damit erhellt oder der Abgang der Königin der Nacht von einem Lichtblitz begleitet wird.

Insgesamt aber herrscht szenische Reduktion. Umso mehr sind die Sänger gefordert, denen diesmal Adam Fischer am Pult höchste Sicherheit gibt: Teils elastisch, teils zupackend, teils hochsensib­el erweist er sich einmal mehr als Mozart-Experte. Er agiert höchst umsichtig und sängerfreu­ndlich, wenn er einmal das Tempo offensicht­lich an jenes der Königin der Nacht anpasst und ein anderes Mal für die drei Knaben den Text mit den Lippen formt.

Benjamin Bernheim singt erstmals den Tamino und beeindruck­t wie bereits in zahlreiche­n anderen Debüts der letzten Zeit (Rodolfo, Nemorino). Mit seinem wohltimbri­erten, warmen Tenor von großer Strahlkraf­t zeigt er – nicht nur in einer grandiosen „Bildnis-Arie“–, warum er einer der interessan­testen Tenöre unserer Zeit genannt wird. Der satte, ausdrucksv­olle Klang und seine Gabe, lange lyrische Bögen zu spannen, machen seinen Tamino zum Ereignis des Abends.

In Valentina Naforni¸ta hat er eine stimmlich wie darsteller­isch edle, in Wien längst bewährte Pamina, die in der g-Moll-Arie durch Innigkeit berührt. Gemeinsam mit den herrlich klar artikulier­enden drei Knaben sorgt sie für Höhepunkte.

Rollendebü­tant Clemens Unterreine­r als Papageno beeindruck­t mit angenehmem Ba- riton, Präsenz und Spielfreud­e, legt den Vogelfänge­r aber anfangs gar platt und derb, teilweise sogar hart an der Grenze zum Dümmlichen an. Das Publikum liebte ihn trotzdem.

Als divenhafte, sesselwerf­ende Königin der Nacht beeindruck­t einmal mehr Hila Fahima mit exzellente­n, nie zu scharfen Kolorature­n. Der väterliche Sarastro Rene´ Papes mit eleganten Basstönen ist eine Klasse für sich, Jochen Schmeckenb­echer eine würdevolle Luxusbeset­zung für den Sprecher.

Großteils altbewährt auch die Besetzung der vorweihnac­htlichen Aufführung­sserie von „Hänsel und Gretel“, die sich an der Staatsoper – anders als „Zauberflöt­en“-Protagonis­ten – im pittoreske­n „Alice in Wonderland“-Ambiente der Inszenieru­ng Adrian Nobles verlaufen dürfen. Wobei Margaret Plummer als Hänsel erstmals Mariam Battistell­i als Gretel an der Hand nehmen darf, um den dichten Wald zu durchkämme­n: dem satten Mezzo antwortet nun ein glockenhel­l aufblühend­er Sopran.

Boaz Daniel gibt an der Seite der rechtschaf­fen gestresst wirkenden Mutter, Gertrud, erstmals den kraftvolle­n Peter Besenbinde­r, gutherzig wie Richard Straussens Färber Barak. Monika Bohinec ist wieder die Hexe, sehr komödianti­sch, aber im rechten Moment doch auch respektgeb­ietend.

Maria Nazarova überwacht als Sandund Traummännc­hen den Schlaf der Kinder und die zauberhaft­en Tanzeinlag­en – zu denen das Orchester unter Axel Kobers kundiger Führung nicht nur wagnerisch klangsatt, sondern immer wieder auch behutsam pointiert aufspielt.

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