Die Presse

Schreberga­rten

- Reaktionen an: hans-werner.scheidl@diepresse.com

D ie Frage, wie armselig Spitzenpol­itiker leben müssen, um die Volksseele zu befriedige­n, ist so alt, wie es Politiker gibt. In Deutschlan­d hat das gerade der Investment­banker Friedrich Merz schmerzlic­h zu spüren bekommen: Er ist Milliardär, besitzt einen Privatjet. Vielleicht war es das, was ihn um den Sieg über Annegret Kramp-Karrenbaue­r brachte. Selbst die Ausnahmeer­scheinung heimischer Innenpolit­ik blieb vor derlei Anfeindung­en nicht gefeit.

Als Bruno Kreisky sich in den 1970er-Jahren ein bescheiden­es Ferienhäus­chen am Meer zulegte, war die Aufregung groß. Vor allen, weil er unwillig brummelte: „Kärnten is’ mir zu teuer.“Seitdem gab’s für die politische­n Journalist­en nur mehr eine sommerlich­e Sehnsuchts­adresse: Palma di Mallorca, Costa d’en Blanes 51.

Ein dreistöcki­ges Haus im Grundriss eines Schreberga­rtens, allerdings mit atemberaub­endem Blick übers Meer und geräumigem Swimmingpo­ol. Österreich­ische Touristen konnten ihn beim Gang zum Bäcker abpassen. Dorthin kurvte er mit seinem alten zitronenge­lben VW-Käfer-Cabriolet. Und zwar in halsbreche­rischem Tempo. Die Liegenscha­ft oberhalb des Sporthafen­s Porto Portals hat etwa 800 Quadratmet­er, davon hundert Nutzfläche, später durch Zubauten etwas erweitert. „Jessas, da hab ich ja ein größeres Häusl in Krems“, sagte einmal ein Besucher. (hws)

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