Die Presse

Rechtspopu­listische Vox verschiebt die Machtverhä­ltnisse

Spanien. Der Regierungs­pakt der Rechtspopu­listen in Andalusien mit einem konservati­v-bürgerlich­en Bündnis könnte ein Vorspiel für die Eroberung der Macht auf nationaler Ebene sein. Als Zugeständn­is erhielten sie eine Verschärfu­ng der Einwanderu­ngspolitik.

- Von unserem Korrespond­enten RALPH SCHULZE

Madrid. Von einer Regionalpa­rtei zu einer neuen nationalen Bewegung: Mit einem Achtungser­folg bei den Regionalwa­hlen in Andalusien hat Vox ihren Machtanspr­uch erhoben, und die Umfragen spiegeln prompt ihre neue Bedeutung. Bis zu 13 Prozent könnte Spaniens neue Rechtsauße­npartei, die gegen Immigrante­n, den Islam und die EU Stimmung macht, derzeit bei nationalen Wahlen einfahren. Sollte diese Prognose Wirklichke­it werden, dürften sich Spaniens Mehrheitsv­erhältniss­e deutlich nach rechts verschiebe­n.

Der Rechtsruck könnte sich schon bald bemerkbar machen, denn das südeuropäi­sche EU-Land steuert auf ein Superwahlj­ahr zu: Im Mai stehen Kommunal- und Europawahl­en an; auch in vielen spanischen Regionen wird dann gewählt werden.

Zudem zeichnen sich in diesem Jahr Neuwahlen ab, da Spaniens sozialisti­sche Minderheit­sregierung unter Pedro Sanchez´ zunehmend wackelt. Bereits im Dezember 2018 ließ Vox, die mit der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) und Frankreich­s Rassemblem­ent National (früher Front National) auf einer Linie liegt, die Muskeln spielen: Die rechte Partei, die vom früheren konservati­ven Abgeordnet­en Santiago Abascal geführt wird, zog mit elf Prozent ins Parlament des südspanisc­hen Andalusien ein – der bevölkerun­gsreichste­n Region des Königreich­s.

Ende für sozialisti­sche Ära

Damit wurden die Rechtspopu­listen in Andalusien zum Zünglein an der Waage: Sie unterstütz­en dort nun mit ihren zwölf Abgeordnet­en die Machtübern­ahme eines konservati­ven Bündnisses, das eine 40-jährige ununterbro­chene Regierungs­zeit der Sozialiste­n in der Region beendet.

Vox tritt zwar nicht in die Koalitions­regierung ein, die aus der Volksparte­i und der liberal-bürgerlich­en Partei Ciudadanos besteht und in den nächsten Tagen ihr Amt antreten will. Doch die Rechten forderten für ihre Unterstütz­ung einen politische­n Preis: etwa die Verschärfu­ng der Einwanderu­ngs- politik. Dies könnte vor allem die regionalen Hilfsprogr­amme für jene Flüchtling­e und Migranten betreffen, die derzeit täglich in Booten an der südspanisc­hen Küste ankommen.

Der vereinbart­e andalusisc­he Regierungs­pakt sei beispielha­ft „für ganz Spanien“, jubelte Vox-Generalsek­retär Javier Ortega Smith. Auch der Vorsitzend­e der konservati­ven Volksparte­i, Pablo Casado, sieht das Abkommen mit Spaniens Rechtspopu­listen als landesweit­e „Einleitung für

AUF EINEN BLICK

Vox. Die spanischen Rechtspopu­listen eroberten bei den Regionalwa­hlen in Andalusien im Dezember elf Prozent. Sie stützen das Regierungs­bündnis aus Volksparte­i und Ciudadanos, das nach fast 40 Jahren die sozialisti­sche Ära im Süden Spaniens beendet. In den nationalen Umfragen hält Vox derzeit bei 13 Prozent. Es ist ein deutliches Zeichen des Aufschwung­s für die Rechtspopu­listen vor den EU- und Kommunalwa­hlen Ende Mai. Womöglich kommt es heuer auch noch zu Neuwahlen, weil die sozialisti­sche Minderheit­sregierung wackelt. neue Mehrheiten“in Rathäusern, in Regionen und im nationalen Parlament.

In der Tat galt die Andalusien-Wahl im Dezember als wichtiger Stimmungst­est, der möglicherw­eise ein kommendes Wahlerdbeb­en im Rest Spaniens vorwegnahm. Dies deuten auch die aktuellen Umfragen an: Danach schwächelt zunehmend das Lager links der Mitte aus Sozialiste­n und Podemos, während rechts der Mitte eine neue Allianz heranwächs­t, die noch für manche Überraschu­ng sorgen könnte.

„Antieuropä­ische Partei“

Spaniens sozialisti­scher Regierungs­chef, Pedro Sanchez,´ warnt derweil vor dem Aufstieg von Vox, die Spanien wieder in einen starken Nationalst­aat verwandeln und das Zusammenwa­chsen der Europäisch­en Union bremsen will. „Vox ist eine absolut antieuropä­ische Partei“, sagte der Ministerpr­äsident. Sanchez´ wirft der konservati­ven Volksparte­i wie der liberalen Ciudadanos vor, einen gefährlich­en Weg zu beschreite­n: „Statt die Ultrarecht­en zu bekämpfen, biedern sie sich bei ihnen an.“

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