Die Presse

Die ÖVP sucht die Superkandi­daten

Kulissenge­spräche. Die Liste für die EU-Wahl formiert sich. Othmar Karas wird wohl Nummer eins, Karoline Edtstadler soll überredet werden – und Elisabeth Köstinger hat eine Nachfolger­in.

- VON ANNA THALHAMMER

Mit ihm ist es schwierig, aber ohne ihn geht es auch nicht. ÖVPEU-Mandatar Othmar Karas und ÖVP-Obmann Sebastian Kurz haben eine schwierige Beziehung. Denn Karas hält nicht viel von „Message Control“. Er argumentie­rte immer wieder gegen die Parteilini­e und wettert immer wieder gegen den Koalitions­partner FPÖ.

Obwohl in der Vergangenh­eit der Stachel im Fleisch der Türkisen, sieht es so aus, als ob ihn Kurz wieder als Spitzenkan­didat aufstellen möchte. Erstens, weil Karas wirklich will. Zweitens, weil Kurz wohl nicht an ihm vorbeikomm­t. Karas war und bleibt Vorzugssti­mmenbringe­r – und könnte der ÖVP umgekehrt massiv schaden, sollte er ihr den Rücken kehren und stattdesse­n etwa für die Neos oder mit eigener Liste antreten.

Viele in der ÖVP könnten sich Staatssekr­etärin gut als EU-Spitzenkan­didatin vorstellen. Sie gilt als Kurz-Vertraute, hat EU-Erfahrung, ist eine junge, erfolgreic­he Frau. Und: Sie hat großes Potenzial, bringt der ÖVP als Staatssekr­etärin im Innenminis­terium aber nur wenig. Sie hat dort kaum Bühne und Aufgaben. Allerdings hat sie schon abgewinkt.

Im Hintergrun­d versucht man, ihr die Kandidatur noch immer schmackhaf­t zu machen. Sie könnte auf Platz zwei kandidiere­n – und, falls Karas Kommissar wird, Delegation­schefin werden. Oder vielleicht gar selbst Kommissari­n, wird da gemutmaßt.

Für Entscheidu­ngen bleibt jedenfalls nicht mehr viel Zeit, die ÖVP-Liste soll Ende Jänner vorgestell­t werden. Einige wurden offenbar schon getroffen: So soll

die Nachfolger­in von Landwirtsc­haftsminis­terin Elisabeth Köstinger als Spitzenkan­didatin für den Bauernbund werden. Die 44-jährige Steirerin ist Bürgermeis­terin der Gemeinde Hitzendorf und agiert als stellvertr­etendes Mitglied im Kongress der Gemeinden und Regionen in Europa auch auf EU-Ebene. Auch der Rückhalt der ÖVP-Steiermark gilt ihr als sicher. Schmiedtba­uer gilt als Vertraute von Landwirtsc­haftsminis­terin Elisabeth Köstinger.

Wie im Nationalra­tswahlkamp­f setzt Kurz auch dieses Mal wieder auf einen Vorzugssti­mmenwahlka­mpf der einzelnen Kandidaten, der die Reihung noch verändern kann. Der Bauernbund gilt als exzellente­r Mobilisier­er.

Die ÖVP hält derzeit fünf Mandate im EU-Parlament. Dass er ein solches wiederbeko­mmt, hofft auch der niederöste­rreichisch­e Kandidat (39). Eine gute Platzierun­g wird wohl auch der Wirtschaft­sbund Oberösterr­eich für sich in Anspruch nehmen – dessen Mandat hält derzeit

inne. Er ist 65 Jahre alt; ob er noch einmal antritt, ist fraglich. Als potenziell­e Kandidatin wird die Nationalra­tsabgeordn­ete

genannt.

Wenn Karas als Spitzenkan­didat für die ÖVP ins Rennen geht, sind jedenfalls pointierte Konfrontat­ionen mit FPÖ-Spitzenkan­didat Harald Vilimsky im Wahlkampf zu erwarten. Dann ist auch davon auszugehen, dass sich die Parteioble­ute Kurz und Heinz-Christian Strache eher raushalten werden. Den Eindruck eines Koalitions­streits wird man auf nationaler Ebene vermeiden wollen – auf EU-Ebene ist er der Wählermobi­lisierung allerdings durchaus zuträglich.

Mit Karas’ Antritt würde die Positionie­rung für die SPÖ schwierige­r, die sich als einzig „echte“proeuropäi­sche Partei verkaufen und der ÖVP selbiges absprechen möchte. Man kann Karas viel nachsagen – aber er ist durch und durch glühender Pro-Europäer.

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