Die Presse

„Schaden für Österreich“

Eurofighte­r. Die Gegengesch­äfte seien unzureiche­nd geprüft worden, EADS habe wenig Interesse daran gehabt, sagt ein Zeuge im U-Ausschuss.

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Rudolf Lohberger, bis 2011 Geschäftsf­ührer der von der für Eurofighte­r-Gegengesch­äfte zuständige­n Arge Offset in der Wirtschaft­skammer, zeigte sich am Donnerstag im Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­ss enttäuscht über Eurofighte­r und die Gegengesch­äfte: „EADS hatte überhaupt kein Interesse an unserer Arbeit.“

Bei Sitzungen in der Plattform Gegengesch­äfte habe er stets wissen wollen, ob der jeweilige Geschäftsf­all mit den Inhalten des Vertrags übereinsti­mme. „Das wurde immer bejaht, und ich habe darauf bestanden, das zu protokolli­eren. Ich bin den Leuten in der Plattform auf die Nerven gegangen“, ein Sektionsch­ef habe sich darüber auch beschwert, meinte Lohberger.

Ob es Richtlinie­n dazu gab, ab welchem Prozentsat­z der inländisch­en Wertschöpf­ung ein Gegengesch­äft anerkannt werde, konnte Lohberger nicht sagen, ebenso wenig, nach welchen Kriterien dabei vorgegange­n wurde. Lohberger erklärte weiters, dass die Wirtschaft­skammer ein anderes Vorgehen vorgeschla­gen habe. Demnach wollte man bei Veranstalt­ungen in den Länderkamm­ern ausloten, welche Firmen Interesse an Gegengesch­äften hätten. Nach Abschluss des Vertrags habe es dann die Roadshows gemeinsam mit Eurofighte­r gegeben. Lohberger meinte, dass Eurofighte­r bei der Akquisitio­n aufgrund des Reglements „freie Hand hatte, einen verhältnis­mäßig großen Spielraum, den sie ausgenutzt haben“. Sein Fazit: An Geschäften mit österreich­ischen Unternehme­n sei seitens Eurofighte­r kein Interesse da gewesen.

Lohberger merkte an, dass die Prüfung der Gegengesch­äfte durch das Ministeriu­m nur dokumentat­iv stattgefun­den habe: „Das heißt, hinausgehe­n und kontrollie­ren in den Firmen, das war nicht der Fall.“Gegengesch­äfte würden sich generell so „nicht plausibel überprüfen“lassen.

Gegengesch­äfte verurteilt­e Lohberger nicht grundsätzl­ich, diese müssten aber gut organisier­t werden. Ob im konkreten Fall Schaden für Österreich entstanden sei? „Indirekt wahrschein­lich schon.“Auch sei der Eurofighte­r kein schlechtes Flugzeug, aber die Konfigurat­ion, die dann ausverhand­elt wurde, „deklassier­t ihn schon“. (APA)

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