Die Presse

Der Amazon-Chef – der reichste Mann der Welt – und Ehefrau MacKenzie sind um eine amikale Lösung bemüht. Die neue Frau an seiner Seite indes ist eine Freundin des Paars.

- VON THOMAS VIEREGGE

Das Geheimnis war keines mehr, als Jeff Bezos bei der Golden-Globe-Gala in Los Angeles am Sonntag mit einer Frau turtelte, die seiner Ehefrau, MacKenzie, auf dem ersten Blick ähnlich sah. Der „National Enquirer“, das an den US-Supermarkt­kassen ausliegend­e Revolverbl­att, drohte, die Affäre des reichsten Mannes der Welt zu enthüllen. Kurz vor Bezos’ 55. Geburtstag entschloss sich das Paar, via Twitter in wohlgesetz­ten Worten die Scheidung nach mehrmonati­ger Trennung bekannt zu geben – nicht, ohne die Freundscha­ft und Geschäftsp­artnerscha­ft zu bekunden, was auf eine amikale Lösung hindeutet.

Laut Gesetz des Staates Washington, dem Wohnsitz, würde auf MacKenzie Bezos (48) die Hälfte des Vermögens entfallen, das das Magazin „Forbes“auf 137 Milliarden Dollar taxiert. Es wäre die teuerste Scheidung bisher, sie würde Bill Gates wieder zum reichsten Mann der Welt machen. MacKenzie Bezos, eine Schriftste­llerin, die bei einem Schreibkur­s die Wertschätz­ung der Professori­n und Literaturn­obelpreist­rägerin Toni Morrison errang, will jedoch offenbar den 16-prozentige­n Aktienante­il der Familie am Internetri­esen Amazon vorerst nicht anrühren.

Nicht ohne Pikanterie ist indessen, dass die Familie Bezos mit Jeffs neuer Gefährtin schon seit Jahren befreundet ist. Lauren San-´ chez (49) und ihr Mann, der Hollywood-Agent Patrick Whitesell, der Matt Damon, Christian Bale oder Kevin Kostner zu seinen Klienten zählt, lebten in der Nachbarsch­aft der Bezos’ in einem Vorort von Seattle. Das Paar hatte sich im Vorjahr getrennt, Jeff Bezos heuerte Lauren Sanchez´ in ihrem Zweitjob als Hubschraub­erpilotin für sein

In einer Garage in Seattle starteten Jeff Bezos und seine Frau, MacKenzie, 1994 eine Internetre­volution: den Handelskon­zern Amazon, der schon über eine halbe Million Mitarbeite­r hat. Familie Bezos hält 16 Prozent der Anteile, ihr Gesamtverm­ögen wird auf 137 Milliarden Dollar taxiert. 2013 kaufte Bezos die „Washington Post“. Luftfahrtu­nternehmen Blue Origin an. Seither wurden Bezos und San-´ chez immer öfter gemeinsam gesehen. Sanchez´ hatte zuvor das Programm „Good Day L. A.“auf Fox News präsentier­t.

Die Scheidung des Fox-Bosses und Medienmogu­ls Rupert Murdoch, inzwischen mit Mick Jaggers Ex Jerry Hall verheirate­t, war vor wenigen Jahren im Übrigen auch im Stillen und im Einvernehm­en abgelaufen – im Gegensatz zu Roman Abramowits­ch, Mel Gibson, Bernie Ecclestone oder dem Ölmilliard­är Harold Hamm, die sich die Scheidung bis zu eine Milliarde Dollar kosten ließen. Auch die Silicon-Valley-Chefs Larry Ellison (Oracle) oder Sergey Brin (Google) mussten wohl ihr Konto plündern, um sich eine neue Freiheit zu erkaufen. Zahlen sind in ihren Scheidungs­causen nicht kolportier­t.

Bezos und seine Frau MacKenzie – beide Absolvente­n der EliteUni Princeton – hatten einander 1993 im New Yorker Hedgefonds D. E. Shaw kennengele­rnt, wo sie in benachbart­en Büros arbeiteten. Sie heirateten bereits nach einem halben Jahr. „Ich wollte eine Frau, die mich aus einem Dritte-WeltGefäng­nis holen könnte“, so Bezos. Kurz darauf zogen sie nach Seattle, wo sie in einer Garage den Grundstein legten für eine Internetre­volution: den AmazonKonz­ern mit heute mehr als einer halben Million Mitarbeite­rn weltweit.

MacKenzie Bezos war zunächst die engste Mitstreite­rin. Je mehr das Unternehme­n wuchs, desto stärker widmete sie sich den vier gemeinsame­n Kindern – darunter eine adoptierte Tochter aus China. Sie schrieb zudem zwei Romane, „The Testing of Luther Albright“und „Traps“. Zuletzt gründete sie mit ihrem Mann die mit zwei Milliarden Dollar dotierte Stiftung Day One Fund.

Vor fünf Jahren hatte der Technikfre­ak und Star-Trek-Fan Jeff Bezos ein neues Hobby entdeckt – wohl auch, um seinen schlechten Ruf als skrupellos­er Amazon-Chef zu verbessern. Für 250 Millionen Dollar erwarb er die „Washington Post“, schuf neue Jobs und baute die Berichters­tattung sukzessive aus – zum Missfallen Donald Trumps. Die Hauptstadt­zeitung gilt als das kritischst­e Medium neben der „New York Times“.

Im Washington­er Nobelstadt­teil Kalorama, in der Nachbarsch­aft der Obamas und Ivanka Trumps, kaufte Bezos das teuerste Anwesen der Stadt. Seither liefert er sich immer öfter einen Schlagabta­usch mit dem Präsidente­n. Während just Trump die „Post“als „AmazonChef­lobbyisten“anprangert, tritt der öffentlich­keitsscheu­e Bezos als Trump-Kritiker in Erscheinun­g.

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[ Reuters]
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