Ex-Raiffeisen-OÖ-Chef Scharinger gestorben
Nachruf. 27 Jahre prägte Ludwig Scharinger die Raiffeisen Landesbank Oberösterreich. Unter ihm formte sich eine Gruppe mit vielen Industriebeteiligungen. Mit der Causa Buwog gab es aber auch einen dunklen Fleck in seinem Leben.
Der langjährige Chef der Raiffeisen Landesbank Oberösterreich, Ludwig Scharinger, ist gestern, Donnerstag, im 77. Lebensjahr gestorben. Scharinger war von 1985 bis 2012 Generaldirektor und Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Landesbank. In seiner aktiven Zeit war er eine der einflussreichsten Führungskräfte in der österreichischen Raiffeisen-Gruppe. Ihm wurde damals zeitweise mehr Macht zugeschrieben als dem Landeshauptmann.
Zudem mauserte sich unter seiner Führung die RLB Oberösterreich zu einer starken Gruppe, die neben dem Bankgeschäft auch wesentliche Anteile an heimischen Industriekonzernen wie Voest, Amag oder Salinen ihr Eigen nennt. Von RLB-OÖ-Aufsichtsratspräsident Jakob Auer und RLB- OÖ-Generaldirektor Heinrich Schaller wurde Scharingers Beitrag zur Entwicklung des Instituts ausdrücklich gewürdigt.
Allerdings gab es auch einen großen dunklen Fleck auf Scharingers weißer Weste. So war er sowohl in der Causa Buwog als auch Terminal Tower Linz (es ging dabei um die Einmietung der Finanz Oberösterreich in ein Gebäude der Porr, das von der RLB OÖ mitfinanziert wurde) angeklagt. Die Vorwürfe wurden von ihm stets bestritten. Allerdings konnte das Verfahren gegen ihn im Dezember 2017 nicht mehr eröffnet werden, da er zu diesem Zeitpunkt aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr verhandlungsfähig war.
Grund dafür war ein Unfall im Jahr 2013 im russischen Jekaterinburg. Scharinger, der unter anderem auch Vorsitzender der Österreichisch-Russischen Gesellschaft war, stürzte damals nach einem Jagdausflug über eine Stiege und zog sich lebensgefährliche Kopfverletzungen zu. Die ersten Tage wurde er damals sogar in künstlichen Tiefschlaf versetzt. Von diesem Unfall erholte er sich zwar wieder, war seither allerdings gesundheitlich angeschlagen.
Scharinger wurde am 19. Oktober 1942 in Arnreit im oberöster- reichischen Mühlviertel geboren. Er hätte eigentlich den elterlichen Hof übernehmen sollen, konnte dies aufgrund einer Verletzung beim Motorradfahren allerdings nicht mehr. Stattdessen absolvierte er ein Wirtschaftsstudium in Linz. Sein Eintritt in die RLB OÖ erfolgte im Jahr 1972. Bereits 1978 wurde er in die Geschäftsleitung berufen, sieben Jahre später wurde er Generaldirektor. (jaz/ag.)